167
"geschichtlichen Verlauf der Sprache begleiten. Noch mehr,
„als die ersten Eltern, glichen uns deren Nachkommen luezüglich
„der Sprache, nur dass sie in einer viel vellkeminenerii XVeise
"als wir ihre Gedanken ausdrücken lernten."
Wollten wir Satz um Satz vorstehenden Citates zu ver-
gleichenderPrtifung heranziehen, dann Würden wir zu demselben
Ergebniss in der Kunst gelangen, welches uns der erwähnte
Gelehrte auf sprachlichem Gebiete erkennen lasst. Zu solchem
Beginnen ist aber selbst hier nicht die Stelle; doch mag es ge-
stattet sein, nur an einem Beispiele, welches sich seiner innern
Bedeutung nach an jene Kauleifsche Betrachtung anschliessl,
die Vererbung in der Kunst und zwar im Ornamente nachzu-
Weisen. Wir lesen nämlich in dem an anderer Stelle schon
angezogenen Werke "Assyrien und Babylonien" des vorhin Ge-
nannten: „Ein Gegenstand der Verehrung ist der
"heilige Baum, der auf den Abbildungen oft wiederkehrt; über
„ihm schwebt das Symbol der Gottheit, rechts und links stehen
„Priester in anbetendei- oder Gottheiten in segnender Stellung
,.(Abbild. S. 207, Fig. Ob darin die Erinnerung an den
„Baum des Lebens (Gen. 2, 9; 3, 22) zu suchen ist?"
Einstweilen kann die letztere Bemerkung ausser Acht gelassen
werden, wichtig für uns ist zunächst die unzweifelhafte Ver-
erbung seiner Form. Bei Owen Jonesz) finden wir unter Nini-
veh und Persia Nr. 1, Platte XII, 12-14 mit der Bezeichnung
„Sacred trees from Nimroud" die eben erwähnten "heiligen
Biiume" in gediegener Ausführung, die uns genügenden Stoff zu
Vergleichen bieten. ln dem hochinteressanten Werke von
Aluis Biegla) finden wir zu weiterem Vergleiche auf Seite 35
eine assyrische Sculptur mit jenem Baumornamentf) auf Seite
1) Nach Layard (aus Kujuinlsuhik).
Weitere Abbildungen finden sich in den „Kunstllistorisclieii
Bilderbogen" (Verlag von E.A. Seemann in Leipzig) Blatt Nr.3? unter
11 und 12.
e) Tlle Grammar of Ornzunent by Owen Jones; Londoni Publi-
slied by Day und Sun, Lithograplxers to thc Queen, Gatestreet, Lineohfs
Innlields. MDCCCLVI.
3) Stilfragen Grundlegungen zu einer Geschichte der Ornamentik.
Von Alois Riegl Mit 197 Abbildungen im Text. Berlin 1893. Verlag
von Georg Siemens.
Das gleiche Motiv linden wir in Friedrich Fischbaclfs "Geschichte
der 'l'extilkunst" (Selbstverlag 1883), S. 7. Wo bei Riegl geiiiigelte
Stiere zur Seite des "heiligen Baumes" knicen, sehen wir bei Fisehbaeli
in gleicher XVeise symmetrisch angeordnet, zwei Hindiilnen; (Bilder der
Anmuth? Spriichw. 5, 19; Hobel. 2, 7). [Diese Darstellung ist einem