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verwendete Knoehenmaterial ansehen, bei dessen Zuberei-
tung auch die zur Herstellung des Beinsehwarz erforderliche
Knoehenkohle gewonnen wird. Da finden sieh Knochen-
reste aus allen Entwickelungsstufen des Thieres, vom kaum
geborenen Kalbe an beginnend. Da nun von der Be-
reitung der Knoehenkohle nur jene gallertereicheren Theile
ausgeschieden werden, die sich vornehmlich zur Leimberei-
tung eignen und keineswegs nur jene für die Darstellung
des Beinsehwvarzes geeigneteren Mittelstüeke der sogenann-
ten langen Knochen, der Röhrenknoehenl) genommen wer-
den,-so erklären sich auch leicht jene Unzuträglichkeiten,
die Mancher bei Anwendung des Beinschwarzes erfahren
hat, die beim Gebrauche des Elfenbeinschwarz aber nie-
mals zu befürchten sind. Vorsichtiger bereitetes Bein-
sehwarz lasst daher häufig jenen verlockenden Ton ver-
missen, der aber diesem Schwarz auf der Palette unschwer
zu geben ist. Der zur Herstellung des Beinschwarz er-
forderliche Farbstoff wird als Nebenprodukt beim Brennen
der zum Läutern des Zuekersaftes bei der Zuckerfabri-
kation erforderlichen Knoehenkohle gewonnen. Um die für
den einen wie den andern Zweck ungeeigneten schwam-
migcn oder leimhaltigeren Theile zu entfernen, werden die
ausgedäimpften und scharf getrockneten Knochen unter
Kollersteinen gemahlen, und das abfallende Pulver durch
Sieben von den härteren Knoehentheilen getrennt. Das
1) Die Mittelstüeke der Röhrenknoehen sind desshalb zur Bereitung
eines Knochenkohlenschwarz die geeigneteren Theile des Knochen-
geriistes, weil sie zu den sogenannten kompacten, den dichten, harten
Knochen gehören. Und es sind auch nur desshalb die Mittelstiicke ge-
eignet, weil die Rührenlnloehen zu den Enden hin, wo sie sich breiter,
aufgotriebener gestalten nur noch dünne, harte Knoehentatfeln mit fester
RlndQUSlllJSttLllZ (corticalis) bilden, Welche die sogenannte schwammige
Knochcnsubstanz (einschliessen. Jene schwammige Substanz ist aber der
Bereitung eines guten Beinschwarz äusserst hinderlich, da die von ihr
gebildeten, unter sich verbundenen Lücken und Hohlräume, welche sich
durch zellenbildende Knochenblättchen und Fasern bis zu netzfönnigcr
Struetur weiter verengen, mit einem gelatinösen Flnidmn gefüllt sind,
welches nach Berzelius aus KVasser, Extraktivstoifen und einigen Fett-
spuren besteht. Zu den Resten dieser gelatinösen Masse kommen noch
die Ueberbleibsel nicht zu entfcrnender Gefässe, welche in den zahllosen,
dem unbewadneten Auge kaum wahrnelnnbaren Knochenkanälen haften
und deren die Farbe schädigenden Verbrennungsp1'0d11kte vielfach als
die Ursache unliebsamcr Erfahrungen und stets verschieden auftretender
Vorgänge zu betrachten sind. Denn die gebräuchliche Art der Knochen-
kohlengewinnung sehliesst zunächst die eine absolute Garantie schaffende
Extraction zweckwidriger Theile des Knoehenlnateriales aus, zum andern