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Umständeß) welche bei ihrer Zusammensetzung zu beob-
achten sind. Es handelt sich hier demnach nicht um
sklavisches Befolgen, sondern um ein freies, innerhalb ge-
zeichneter Grenzen selbstständiges Neu-Schaffen!
Die Krappgewinnung ist eine sehr verschieden geübte.
Nach dem älteren Verfahren, bei dem der Krapp einer
Gährung unterworfen wurde, soll man die feurigste Farbe
erzielt haben. Die hierfür angegebenen Gründe werden
vielleicht die richtigen sein, doch beseitigen die Wörtchen:
„dem Anseheine nach" oder "wie es scheint", nicht jeden
Zweifel an deren Unantastbarkeit. Eine andere, später
zumeist befolgte Darstellungsmethode ist die seit 1828
enlpfohlene, auf eine von Robiquet und Collin beobachtete
'l'hatsache begründete Garancin- oder Krapplzohle-Gewvin-
nung. Dieses Krapp-Präparat, das Garancin (von Garance,
Krapp) wird durch Behandlung der Färberröthe mit
Schwefelsäure bereitet. Der so gewonnene Farbstoff be-
sitzt ein stärkeres Färbevermögen als der Krapp selbst,
was man daraus zu erklären versucht, dass durch die
heisse verdünnte Schwefelsäure die anderen Substanzen
des Krapps, ausser dem Alizarin, zerstört würden und
namentlich durch Verkohlung der Zellen, in welchen der
Farbstoff eingeschlossen sei, dessen Extraktion erleichtere;
doch wie man auf verschiedenem Wege zur Darstellung
des Garancin gelangt, so findet dies aus dem Krapp ge-
wonnene Produkt auch wiederum mancherlei Erklärung.
Denn es leuchtet wohl Jedem ein, dass es nicht dasselbe
Sein kann, wenn man z. B. Garancin aus Krapp darzu-
Stellen, letzteren mit Zla seines Gewichtes Vitrioloelz) vor-
sichtig mischt, damit eine vollständige Verkohlung der
1) Jeder. der sich eingehend mit solchen Arbeiten beschäftigt,
W913i wie wichtig schon die Beachtung der Temperaturen ist, und wie
1111m mit Aufmerksamkeit und Geduld die Phasen der Entwickelung zu
Verfolgen und den richtigen Zeitpunkt nicht versäumen darf, zu welchem
diese oder jene Zuthat zur sicheren und vortheilhaften Weiterführung
da"! Processes erforderlich wird; dazu kommt noch. dass in gewissen
ballen die richtige Reihenfolge in der Zuführung jener zur Verwendung
kommenden Steife höchst wichtig ist, und dass dieselbe die genaueste
Beachtung erfordert. Das sind Dinge, die theils wissenschaftlich be-
gründet, theils auf Erfahrung beruhen und deshalb eine praktische
Uebung bedingen, wesshalb dieselben auch schriftlich vollständig kaum
z" Verinitteln sind,
_ 2) Rauchende Schwefelsäure, die durch Destillation des aus
ßßllivefelsäure und Eisenoxydul bestehenden Eisenvitriol gewonnen wird.
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