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gewöhnlich die (lreijährige Wurzel geerntet. Dieselbe wird
stark getrocknet, dann von den ihr anhaftenden Unreinig-
keiten und der Epidermis oder Oloerhaut mechanisch be-
freit und darauf gemahlen. Es lehrt des Weiteren die
Erfahrung, dass die frisch getrocknete Wurzel, je nach
der Sorte, bei litngerem, selbst mehrjährigem Lagern an
Farbevermögen zunimmt, doch nach einem gewissen Zeit-
raume diese Eigenschaften auch wieder langsam verliert.
Wiederum lehrt die Erfahrung, dass das Vorhandensein
von Kalk in der Krappwurzel die Schönheit und Dauer-
haftigkeit der Blarbe erhöht, weshalb man denselben auch
wohl künstlich zusetzt. Dazu kommen die Details in der
Bereitung, die kleinen, oft unwesentlich scheinenden U111-
Stände, die sich aber der Beurtheilting entziehen, weil ihr
Einfluss nicht aufgeklärt ist S0 berichtet F allmerayer,
S. 380,1) dass er sich habe zeigen und erklären lassen,
wie das berühmte TürkisclrRoth in Thessalien aus Krapp
mit Ginsterg) hergestellt wird, und die zur Gewinnung
oder Bereitung erforderliche Pottasehe aus Kalipflanzena)
1) Fragmente aus dem Orient.
2) Da fragt man wohl mit Recht „welcher Ginster?" kennen wir
doch allein in Deutschland vierzehn Arten. Ebenso bleibt uns der
Zweck der Verwendung dunkel. Oder darf ich hier etwa an das auch
im Krapp enthaltene Xanthin? erinnern, welches im Krapp wohl auch
als Krappgelb Elwviihnung; findet. Dieser fragliche, sich eben hier in
golclgclber Färbung lösende Stoff tiirbt sich bekanntlich, durch 'l'l1o1r
erde gefällt, zinnoberroth. Oder sollte es sich hier um Morindin
(liiorindzrgelb) handeln, welches sich in der Wurzel jener in Ostindiexi
vorkommenden, und zu derselben botanischen Elzunilie, der Stellatäle, wie
Rnbia gehörenden Merinda citrifolizt findet? Aller Wahrscheinlichkeit.
nach ist das Merindin mit einem in der OStlINllSUllCIl Krappwurzel ent-
haltenen Stoffe, der Ruberithrinsiiure zu identiiiciren, einem Steife, der
sich als Lack ausgefüllt, an Farbenstärke und Feuer mit dem Zinnober
messen kann. Ist die von Rochleder herriihrende Annahme richtig,
dann diirfte das bei der Sublimation des Morindins (jener Operation, bei
welcher ein flüchtiger Körper verdampft und sich durch Abkühlung
wieder zu einem festen Körper verdichtet) entstehende Morindoix mit
jenem im Krapp so wichtigen Alizarin identisch sein; nach Richter ist
es heute unzweifelhaft.
Bei Plinius (B. XVl, C. 30) heisst es: "Auch in die ßerggegendon
rücken hinauf . und die zum lüirben der Kleider
wachsenden Ginster".
a) Auch hier fragt man sich, welche Kalipfilanzen? gibt es doch
neben dem Rarinfarn, dem Beifuss, den Distel- und Ampferarten allein
vierundzwanzig deutsche Giinsefuss- und Meldenarten, welche allesammt
zur Kaligewinnnng benutzt werden können; und sollten durch die eine
oder andere Pflanze nicht vielleicht günstigere Resultate zu erzielen sein?