Welche der verschiedenen Methoden zur Darstellung
des Carmins man auch anwendet, gewisse Vorsichtsmass-
regeln sind unerlässlich. S0 übt die geringste Menge von
Alkalien oder alkalischen Erden einen das Feuer der Farbe
mindernden und den Ton ändernden Einfluss. Desshalb
darf zunächst kein Brunnenwasser, weil dies stets mehr
oder weniger kalkhaltig ist, zur Auskochung der ganz ge-
lassenen oder zur Erreichung concentrirter Lösungen in
einer Art Kaffeemühle zerkleinerten, zermahlenen Cochenille
verwandt werden; es ist hierbei also destillirtes- oder Re-
gcnwvasser zu verwenden. Ferner sind bei der Filtrirung
feine Seidengewebe zu benutzen, weil sich die Poren des
Filterpapiers zu rasch zusetzen und somit schliessen. Das
Seidengewebe darf aber nicht mit Seife gewaschen sein,
weil auch die kleinste Menge der in der Textur des Ge-
webes zurüekgehaltenen Seife durch ihre Alkalicität nüan-
circnd auf die Farbe wirken würde. Die peinlichste Sorg-
Falt in bezug aufReinlicheit hat man dem zur Auskoehung
dienenden wohlverzinnten Kupfergefass wie auch den üb-
rigen hier zu verwendenden Glas- und Porzellan-Trichter,
Geschirren und Schalen zuzuwenden! Da Eisen wahrcnrl
der Arbeit mit dem ausgezogenen Farbstoff nicht in Be-
rührung kommen darf, so ist es wohl kaum zu erwähnen
nöthig, dass der zur Ausscheidung verwendete Alaunl) ab-
solut cisenfrei sein muss. Einen wesentlichen Einfluss
soll das Licht auf die Schönheit der Carminfarbc aus-
üben, denn es ist nicht möglich, zur Winterszeit eine so
schöne Farbe zu erzielen wie im Sommer. Ich glaube
aber, dass hierbei auch noch ein anderer, eben zur Sommer-
1) Eisenfreier Alaun wird von den Farbenfatbrikanten aus gewöhn-
lichem, als Hzindelswaare zu bezeichnenden Alaun in folgender Weise
dilrgestellt. ln dem füiif- bis sechsfaehen Gewichte WVasscrs wird der
Aleuin bei Siedehitze in kupfeiiiem Kessel aufgelöst. Dann giesst man
die Auflösung unter fortwährendem Umrühren in hölzerne Gefässe, bis
er erkaltet, das heisst die Temperatur der Umgebung angenommen hat.
Qllruli das beständige Umrühren verhütet man die sonst in der Ruhe
eintretende Bildung grosser, dicht anschiessender Krystalle, und fällt
der Alziun nun als Krystallmelil nieder, welches in Wasser abgewaschen
und getrocknet wird. Mit dem erhaltenen Alanniiiehl Wiederholt man
flas angegebene Verfahren noch einmal und wird dann anwendbar sein,
indem der im Alälllll vorhandene Eisenvitriol oder sehwefelsanres Eisen-
Qxydul in der biutterlatuge zurückbleibt, wodurch selbstverständlich der
noch dmin enthaltene Alziun um so eisenhaltiger geworden ist. Doch
auch dieser nicht verloren, unter Umständen sogar erwünscht, wo
Ihlsengelialt erforderlich ist.