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belehrt er uns, dass der Zinnober nie genug bearbeitet
werden kann, "denn hättest du ihn alle Tage durch
20 Jahre zerrieben", sagt er, „s0 wäre er nur immer
besser und vollkommener geworden". Dieser aufgewendeten
Arbeit schreibt man auch zumeist die hohe Schönheit des
chinesischen Zinnobers zu.
Hier ist einer Farbe zu gedenken, die früher sehr
geschätzt war, heute jedoch dem Praktiker nicht mehr
geboten wird. Es ist die "Sinopia", deren Vortrefflichkeit
schon daraus erhellt, dass sie jeder Art von Malerei ge-
dient hat. Man verwandte dieselbe zum Farben des Papiers,
sie diente zur Tafelmalerei und auch zum Malen auf dem
Nassen, dem vero freseo. Cennino Cennini gedenkt
ihrer in nicht weniger denn in zwölf verschiedenen Kapiteln.
Im Kapitel 20 zeigt er, wie man Papier röthlich oder
pfirsichfarbig macht; im Kapitel 38 spricht er von der
Beschaffenheit der rothen Farbe, Welche Sinopia genannt
wird, und bezeichnet sie als Naturfarbe. Aus Kapitel 39
erfahren wir, wie das sogenannte Cinabrese aus der schön-
sten und hellsten Sinopia mit weissem, gut gereinigtem
Kalk gemacht werden, und hören gleichzeitig, dass die
Farbe dem Zinnober täuschend ähnlich gewesen.
Aus dem vorhergegangenen Kapitel ist ebenfalls ersichtlich,
wie die Sinopia auch jene ebenhier wohl zu bcatchtende
Eigenschaft mit dem Zinnober theilt, dass sie, je langer
gerieben, desto besser wird! Es lohnt sich daher wohl
der Mühe, die uns über ene Farbe erhaltenen Mittheilungen
etwas näher anzusehen. Man suchte bislang die Fund-
stätte der von den Cinquecentisten noch viel und mit
grossem Erfolge gebrauchten Farbe, schon durch den ihr
gegebenen Namen geleitet, im Oriente, denn die Ableitung
von Sinopal) oder Sinope ist unverkennbar; doch die
Nachsuche blieb ohne Resultat. Durch Strabc und dessen
Uebersetzer und Erklitrer wie auch noch durch Andere
finden wir uns auf weitere Fundstätten der sogenannten
Sinopia hingewiesen, und auch über das Wesen der
Farbe, über das, was man zu eben jener Zeit unter der
Bezeichnung "Sinopia" verstanden hat, ausreichend unter-
richtet.
1) Der von Antolykos, dem Gcfäihrtcn
in Paphlzxgonicn, mit herrlichem Hafen am
sehe Strabo, B. XII. Apoll. d. Rhod. Argm
Stm
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Jasurfs gegründeten
Pontus Euxinus.
mautunfahrt I, 946.
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