107
uns zunächst beschäftigenden Ockerarteil in der Form von
Eisenexydhydrat 1) auf. Die verschiedenen Ocker umfassen
eine reiche Skala; mit dem lichtesten Gelb beginnend gehen
sie über bis ins tiefste Roth, Braun und Violett. Der
Ocker ist eine der wichtigsten Farben; dazu sind die Her-
stellungskosten gering und ihre Haltbarkeit unbegrenzt.
ln der Natur findet sich der lichte Ocker zumeist in so-
genannten Nestern, niemals in ausgedehnten Lagern ge-
schichtet. Man findet ihn schon auf das feinste zertheilt,
wie geschlemmt, fast aus reinem Eisenoxydhyclrat be-
stehend, so dass er sofort als Farbe benutzt werden kann;
doch findet man ihn selten in dieser Weise; zumeist tritt
er mit fremden Mineralien vermischt auf. Ist dem Ocker
eine gewisse Menge Thon beigemengt, so ist dies nicht
bedenklich, falls er nur reich an Eisenoxyd ist, das ihn
beim Glühen tiefroth färbt. Ist der Thon aber im Ueber-
schuss vorhanden, wie dies z. B. bei unserem gewöhnlichen
Lehm der Fall ist, dann stellt er ungebrannt eine unschön
braungelbe und nach dem Brennen das verblasste bekannte
Ziegelsteinroth dar. Eine grössere Beimengung von Kalk
ist bedenklicher, denn setzt man den Ocker zur Erreichung
hoch gefarbter, dunklerer Nuancen höheren Temperaturen
aus, dann lauft man Gefahr, den Kalk in Aetzkalk zu
verwandeln, der später auf andere dem Ocker beigemischte
Farben verändernd wirken kann. Die bekanntesten,
1) Es wird den Nicht-Chemiker wohl kaum befriedigen, nur zu
erfahren, dass das im Ocker auftretende fairbende Element Eisenoxyd
ist, welches zunächst hier in der Form von Eisenoxydhydrat in die Er-
scheinung tritt, wesshztlb ich mir noch einige kurze Erklärungen bei-
zufügen gestatte. Eisenoxyd entsteht, wenn mit Wasser genässtes Eisen
der Luft ausgesetzt wird, es tritt dann die bekannte Erscheinung des
Rostens ein. Hierbei nimmt das Eisen so viel Sailerstoff auf, dass es
zu Oxyd wird; ausserdem aber auch noch eine bestimmte Quantität
Wasser, welches sich mit dem Eisenoxyd chemisch bindet; in dieser
Verbindung wird dasselbe Hydrativasser genannt, und ist als die Ursache
der gelben Farbe des Restes anzusehen. Der Rost ist mithin Eisen-
OXydhydrat. Als Hydrate werden nämlich feste, scheinbar trockene
Körper bezeichnet, die chemisch gebundenes Wasser enthalten. So ent-
hält z. B. 1 Pfund Eisenrost nahe 6 Loth chemisch gebundenes Wasser
oder Hydratwasser. Das mechanisch gebundene Wasser verliert der
natürliche Ocker schon bei einer Wärmetemperatur von llO Grad, das
Hydratwasser dagegen verflüchtigt erst bei starker Gliihhitze und ver-
wandelt sich alsdann das Eisenoxydhydrat in Eisenoxyd; die Masse
verliert mit dem Entweichen des llydratxvassers die durch dasselbe be-
dingte charakteristische gelbe Färbung, und erhält jene Farbe, die man
mit dem Namen Eisenroth bezeichnet.