Weiss.
Das
"l- Kremserweissl) (trocknet schnell.) Dieses Weiss
Wüst das vollkonnnenste aller Weisscn Farben, deren man
sich in der Oelinalerci bedient, und wird diese, auch Blci-
weiss genannte Farbe, wie der Name schon besagt, aus
Blei verfertigt. Man unterscheidet für die Herstellung
dieser Farbe drei Hauptmethoden, und zwar das hol-
ländische und deutsche, b) das französische und c) das
englische Verfahren. Die primitivste, doch wohl verläss-
lichste Herstellungsweise ist die unter a) erwähnte soge-
nannte holländische Methode. Das Verfahren besteht darin,
metallisches Blei unter Wärmeerzeugung der vereinten Ein-
wirkung von Luft und Essigdämpfen auszusetzen. Dies
Der Ursprung dieses Wortes ist zweifelhaft; man findet: Kremser-
weiss, Cremserweiss und auch Kremnitzerweiss. Die feinste, reinste
und somit auch die theuerste Sorte Bleiweiss findet sich heute als
Kremserweiss, auch schon Silberwciss genannt, eingeführt. Sollte es
etwa von Krems, jener Stadt am Einfluss der Krems in die Donau
(Niederösterreich) abgeleitet sein, in dessen Umgegend sich eine Erde
befindet, die früher unter der Bezeichnung Kremser-YVeiss als eine be-
liebte Farbe galt?
Viele, welchen es nicht vergönnt ist, einen Einblick in das
heutige Geschäftsgetriebe zu gewinnen, werden nicht ahnen, wie viel-
fältig die Materialverfäilschungen sowohl bei der Farbenfabrikation als
auch bei dem späteren Vertriebe der Farben sein können. Da liest
man bei E. Mitseherlich, Lehrbuch der Chemie; Berlin 1835, bei Ernst
Siegfried Mittler (Band II, Erste Abtheilung, Seite 103): "Schwefelsaure
Baryterde, Sehwerspath Er wird zum Versetzen des Bleiweisses in
grosser Menge gewonnen, und in der Regel schon in der Nähe der
Gruben ausgesucht und fein gemahlen. Da nur reiner und weisser
Schwerspath als Beimengung des Bleiweisses angewandt werden
kann, so ist der im Handel vorkommende gemahlene Schwerspath zur
Darstellung der Bariumverbindungen hinreichend rein." Dr. Jos.
Berseh schreibt Seite 1301 "Man hat vielfach die Verwendung des
Schwerspathes in der Farbenindustrie als eine Fälschung bezeichnet,
was sie aber, wenn man die Sache von dem richtigen Gesichtspunkte (l)
betrachtet, nicht ist. Bekanntlich gibt es ,nur ein einziges Präparat,
welches man mit dem Namen Bleiweiss bezeichnen kann, und besteht
dieses aus basiseh-kohlensaurem Bleioxyd. Das reine Bleiweiss ist aber
eine ziemlich kostspielige Farbe und verlangen die Consumenten der-
selben für gewisse Zwecke ein Product, welches zu geringeren Preisen
abgegeben werden soll.
Um den Wünschen der Consumenten in dieser Richtung zu ge-
nügen, bleibt den Farbenfabrikanten kein anderer Ausweg, als das
Bleiweiss mit einem billigen weissen Körper zu vermengen, worlurrah sie
in die Lage versetzt sind, verschiedene Sorten von Bleiweiss in den