Volltext: Studien zur Geschichte der Oelfarbentechnik

Abfallen und alten weissen Glaeehandsehuhen zu kennen. 
 Gerade in der Miniaturmalerei, welche die grössten 
Meister geübt, gibt es viele kleine nutzbringende Hand- 
f ertigkeiten und seltsame Material Verwendungen, Wodurch die 
Arbeit vollkomlnener zu gestalten ist.  Alle diese kleinen 
Errungenschaften bleiben bei der heute herrschenden Er- 
ziehungsmethode Eigenthum des Einzelnen, den ein gütiges 
(Siesehiela weit ab vom gewöhnlichen Wege geführt und 
ihn für den einen oder anderen Zweig der Kunsttechnik 
jene häufig so viel Geschick und Begabung verrathendc 
Verfahrungsweisen naehdenkender, fleissiger Handwerker 
beobachten liess.  Auch an der Herriehtung von Metall- 
tafeln: „den Malgrund dauernd mit dem Metallel) zu ver- 
binden", zeigt sich die Nothwendigkeit einer gründlichen 
Umschau und vielseitiger Erfahrungen.  Man sieht aus 
den angeführten Beispielen, wie vielfache Anforderungen 
in Bezug auf vorbereitende Arbeiten an den Maler gestellt 
werden.  Ueber viele solcher Kenntnisse, Fertigkeiteng) 
und selbst kleiner Fabrikationsgeheimnisse verfügte aber 
die alte Künstlerwerkstätte3). Sie gab dem Lernenden die 
Mittel an die Hand, bei seinem Austritte aus der Lehre 
nunmehr für die von ihm zu erhebenden materiellen Be- 
dürfnisse sorgen zu können. So war er also für den ganzen 
Verlauf seiner künstlerischen Thatigkeit genügend ausge- 
rüstet, die für seine Arbeit brauchbaren Stoffe zu wählen 
und zu behandeln. Das ist auch das Verlangen Ehrhardfs 
und Ludwigs, die eine umfassende Materialkenntniss vom 
Künstler verlangen. Desshalb gebe ich zur Vervollständi- 
gung des Grebotenen eine allgemein verständliche Dar- 
stellung des für die Oelmalerei erforderlichen Farben- 
materiales. Ich werde dabei nach der von A. Ehrhardt 
gegebenen Reihenfolge vorgehen, und jene Farben, welche 
zur Zeit auf Vorschlag des Chemikers A. Keim von der 
deutschen Gesellschaft zur Beförderung rationeller Mal- 
verfahren in München als sogenannte Normalfarben aner- 
kannt werden sind, durch ein beigefügtes Kreuz bezeichnen. 
Die Metall- 
billltafel. 
1) So stammt das Recelat der nachstehend  im Anhang unter 
Nr. 25  erwähnten Metallbeize aus einer "Knopffabrik". 
2) Hierzu sehe man Anhang: 26. 
3) Die 'l'hätigkcit der Alehymisten ist dabei nicht gering anzu- 
sehlagen, die zwar nicht das Geheimniss der Goldbereitung gefunden, 
(lafiir aber eine grosse Zahl goldeswerther chemischer 'l'hatszrehen fest- 
gestellt haben, die auch für die Kunsttechnik von eminenter Bedeutung 
geworden sind.
	        
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