89
eigene Unfähigkeit verhindert! Denn die Arbeiten, welche
man Anderen zur Ausführung überträgt, muss man doch
mindestens zu überwachen im Stande sein, auf ihren Werth
oder Unwerth zu prüfen vermögen; dazu hängt es doch auch
wieder vom Auftraggeber, hier vom Maler ab, die geeig-
neten Anordnungen zu treffen sein jeweiliges Werk durch
eine, dem entsprechenden Falle angemessene Unterlage
dauernd zu sichern. Dies kann man aber nicht, wenn
man ohne jede Kenntniss derjenigen Dinge geblieben ist,
die man nur im praktischen Leben gewinnen kann, wenn
man einer nur einseitigen Lehrmethode gefolgt ist. Hätte
wohl Dürer, dieser ehrliche, aufrichtige Mann an Jakob
Heller unter dem 26. August 1509 geschrieben: "Ich weiss,
wenn Ihr sie die Bildtafel) sauber haltet, dass sie 500 Jahre
sauber und frisch sein wird". . . . wenn er nicht die
Präparation des ganzen Werkes von Grund auf geleitet,
und damit die zuversichtliche Gewissheit erlangt hatte?
Dürer aber durfte überzeugt sein, dass sein richtig vorbe-
reitetes und mit aller Erfahrung und Klugheit durchgeführ-
tes Bild sich halten musste. Und dass diese Ueberzeugung
wohl begründet war, beweist sein 1504 Vollendetes Bild:
„Die Anbetung der hl. drei Könige" in der Tribuna der
Galleria degli Uffizi zu Florenz, ein Bild von geradezu
wunderbarer Erhaltung und wahrhaft köstlicher Färbung.
Doch um so wie Dürer sprechen zu können, muss man
nicht allein seine Kunst, sondern auch das Handwerk ver-
stehen, wie eben dieser es verstanden hat; man muss eben
Alles Dasjenige wissen, was zur Fertigstellung einer solchen
Arbeit zu wissen nothwendig ist. Man muss also auch
Kenntniss von der Anfertigung der Holztafel haben, man
muss die Präparation des Grundes kennen; und wer das
auch wüsste und wäre weiterhin nicht auf das Genaueste
über die Bereitung der erforderlichen Mittel zur Ausführung
unterrichtet, der würde dennoch nicht mit positiver Ge-
wissheit die Dauer seines Werkes vorher bestimmen können.
Was also erforderlich ist, ist, um es kurz zu sagen, eine
umfassende Kenntniss aller das Fach berührenden Wissen-
schaftszweigel Es hat fast etwas Rührendes, von
Lionardo da Vinci, dieser Heroengestalt unter den Künstlern
aller Zeiten zu erfahren, wie ihn die Freude am Lernen
stets begleitete, und wie ihn eben diese sein ganzes
langes ruhmvolles Leben nicht verlassen und ihn zu rast-
losem Weiterforschen getrieben, das ihn weit über seine