Denn das ist ja gerade die Macht der Massen-
suggestion, dass sie eine günstige Gemütsverfassung
schafft. Sie ist der weiche Frühlingssturm, der die
Schneedecke und Eiskruste der Gewöhnung zer-
schmilzt, sie erweckt Wunsch und Willen, zu er-
kennen, zu bewundern, sich zu vertiefen, sich hinzu-
geben.
Und ist damit nicht der einzige Zugang zum
Kunstwerk eröffnet? Darf unehrlich genannt werden,
wer ohne die günstige Disposition vor einem Jahr-
zehnt gegen dieselben Kunstwerke aus gefrorenem
Herzen Spottreden hagelte, deren Wirkung er heute,
wo das Eis geschmolzen ist, wie warmen Sonnen-
schein empfindet?
Und muss in unserem jahrhundert nicht jeder
ganz grossen Erscheinung gegenüber die Massen-
suggestion erst die Stimmung erzeugen, die für die
Aufnahme nötig ist? Wer nicht den Wunsch hat,
sich packen zu lassen, trägt einen festen Panzer
um die Brust.
In Hamburg unterschied sich das Publikum, das
sich durch die Ausstellung schob und ruhig wartete,
bis es Zugang zu den Hauptbildern fand, in einem
wesentlichen Zuge von dem der Akademie in Berlin:
Es war mehr jugend dabei.
Die Leitung hatte den Oberklassen der Schulen,
wie auch sonst bei den Ausstellungen in der Ku11st-