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Es kam nun zu allem noch die selbständige
Technik, die Boecklin als Ausdrucksmittel seiner
Empfindung entwickelte. Seit Anfang der sieb-
ziger Jahre gab er die Ölmalerei auf. Mit Hilfe
seines Freundes Adolf Bayersdorfer stöberte er die
alten Recepte für die Temperamalerei wieder auf,
und es gelang ihm, in dieser vergessenen Technik
das seinen Absichten entsprechende Werkzeug zu
finden, wo ihn die überlieferte, namentlich seit der
Verbreitung fabrikmässig hergestellter Farben immer
unsicherer und unpersönlicher gewordene Ölmalerei
im Stich liess. Die Temperamalerei auf weissem
Kreidegrund der Holztafel bot ihm die Möglich-
keit, durch dünnen Farbenauftrag eine unserer
Zeit bis dahin unerreichte Sattheit und Leuchtkraft
der Farbe zu gewinnen. Wo ein
an einer Ausstellungswand auftrat,
rund umher aufgehängt war.
Bild von
erblasste ,
ihm
was
Gegen
alles
das
wandte
sich
die
Kritik.
Wenn wir jetzt, kaum ein Jahrzehnt später, die
Vorwürfe prüfen, die man ihm entgegenschleuderte,
so finden wir sie gerade gegen das gerichtet, was
uns heute als sein Verdienst erscheint. Man hielt
seinen Ernst für Verbohrtheit, seine Naivetät für
Raffinement, seine Gestaltungskraft für Geschmack-
losigkeit, seine Originalität für Willkür. Ausstellung
und Museum wiesen seine Bilder zurück. jahre
hindurch hatte er nur einen Abnehmer, den Kunst-
händler
Gurlitt
Berlin.