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kenntnis gekommen, wie bei seiner P'arbe. Ge-
rade in der originellen Umgestaltung überlieferter
Gebilde äussert sich seine schöpferische Begabung.
Centauren, Tritonen, Nereiden sind wohlbekannte
Erzeugnisse der antiken Phantasie. Das Mittel-
alter hatte sie nicht vergessen und in ornamen-
talexn Formenspiel vielfach umgeformt, die Renais-
sance hatte die Typen in möglichster Wahrung
der antiken Tradition wieder übernommen, ohne
sie eigentlich lebendig zu machen. Sie waren
auch hier in der Regel Ornament geblieben. Nun
schuf Boecklin sie neu. Es war, als hätte er ihre
Darstellungen nie gesehen, als hätte er nur in
Märchen und Sagen von Menschen erzählen hören,
deren Leib an den Hüften in einen Pferdekörper
oder in einen Fischschwanz übergeht, oder die
statt ihrer natürlichen Beine Bocksbeine haben,
und als wäre er nun der erste gewesen, dessen
Phantasie ein leibhaftiges Bild dieser Bewohner
der Berge, Wälder und Meere geschaffen hätte.
Man sah zuerst gar nicht, mit welchem Gefühl für
das Wesen des Elements, dem sie angehören, für
das Wesen des Tieres, an dem sie teilhaben,
die Land- und Wassercentauren, die Tritonen und
Pane gebildet waren. Gerade das, was da Neues
und Grosses geboten war, stiess ab, weil es von
der allen geläufigen Überlieferung abwich. Man
fand das Tierische in diesen Wesen roh und
brutal, Lmd dann schien es auch nicht hübsch
g 91111 g.
Die Seele u.
Lichtwark,
Kunstwerk.