Volltext: Die Seele und das Kunstwerk

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wurf der absoluten Unverständlichkeit am heftigsten 
ausgestossen wurde. 
Hierin ging man aufs Ganze. Sonst hält man 
sich an Einzelheiten. 
Am meisten ärgerte die Farbe. Man war an 
mildes Braun und Grau gewöhnt und stand ent- 
setzt vor Boecklins starkem Grün und Blau. Diese 
Gewöhnung war offenbar sehr tief gewurzelt und 
stark entwickelt. Kunst und Natur erschienen wie 
zweierlei. Was in der Natur erfreute, die grüne 
Wiese, der blaue Himmel, konnte das Auge im 
Bilde durchaus nicht vertragen. Es würde dem 
jetzt heranwachsenden Geschlecht wie eine Fabel 
erscheinen, wenn man ihm die vergessenen Urteile 
über Boecklins scheussliche Farbe wiederholte. Dass 
gerade in der selbständigen Auffassung der Farbe 
ein originelles Verdienst Boecklins lag, wurde nicht 
gefühlt. Hätte man damals Boecklin schon historisch 
beikommen können, wäre man in der Lage ge- 
wesen, zu verfolgen, wie sich diese an die Ent- 
wickelung seiner Individualität gebundene Auffassung 
der Farbe sehr langsam ausgebildet hat, dann 
würde es einen für viele gangbaren Weg zum Ver- 
ständnis gegeben haben. Erst die Jubiläums- 
ausstellungen haben seine Entwickelung der Wissen- 
schaft und dem Publikum erschlossen. Wir haben 
beobachten können, wie es fast dreier Jahrzehnte 
beständigen Ringens bedurfte, ehe der Künstler 
durch die für seine Zeit gültige AuHassung der 
Farbe sich zu sich selber durchgearbeitet hatte.
	        
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