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was sie hervorbrachten. Es liesse sich mit Namen
und Daten belegen, dass Bilder von Künstlern, die
heute einen Ruhmestitel unseres Volkes bilden, von
denen, die sie durch einen Zufall in Besitz bekamen,
zunächst in die Rurnpelkammer gesteckt wurden.
Keiner hat wohl mehr darunter gelitten als
Boecklin und auf anderem Gebiete sein grosser
Landsmann Ieremias Gotthelf, dessen hundertsten
Geburtstag wir in diesem Jahre begehen. Wie es
Boecklin gegangen ist, weiss alle Welt. Sein Volk,
das ihm heute zujauchzt, hat ihn mit Hass und
Spott verfolgt, wo es ihn nicht einfach ignorierte.
Das kleine Ausstellungslokal des Kunsthändlers
Gurlitt, dessen Verdienst es war, Berlin mit Boecklin
näher bekannt zu machen, war für viele ein Lach-
kabinett. Und leider sind wir nicht so glücklich,
behaupten zu dürfen, es habe dem Künstler nicht
geschadet, dass er so einsam und nur von wenigen
verstanden seine Kunst übte. Wir haben in ein-
zelnen mehr zufällig entstandenen Werken den Be-
weis, dass einer der grössten Monumentalmaler un-
seres Jahrhunderts in ihm steckte. Man hat ihn,
als es Zeit war, nicht zugelassen und Millionen für
Dekorationen ausgegeben, die heute wertlos, wenn
nicht gar schädlich sind.
Und ist es Gotthelf nicht ähnlich ergangen?
Er ist vielleicht die grösste epische Begabung seiner
Epoche; in seinen Hauptwerken spricht sich diese
Bedeutung unverkennbar aus. Und wer von unseren
Gebildeten weiss heute mehr von ihm als den