Is
wandten, kauften die Handzeichnungen der grössten
Meister aus den Ramschmappen der fliegenden
Antiquare des Quai d'Orsay.
Uns geht es nicht besser. Was wäre aus den
Werken Philipp Otto Runges geworden, wenn die
Pietät seiner Nachkommen sie nicht gerettet hätte?
Dass wir heute zu erkennen vermögen, was für
Begabungen wir in Hamburg an den Speckter und
Oldach besassen, verdanken wir einzig den Mit-
gliedern ihrer Familien, die ihre Bilder und Zeich-
nungen nicht haben verkommen lassen. Und die
Zeit ist uns so nahe.
Innerhalb
eines Menschenlebens
vollziehen
sich
so die tiefsten Wandlungen. Dass ein Künstler in
seinem Alter die frischesten Werke seiner Jugend-
kraft nicht mehr leiden kann, scheint fast ein Gesetz
zu sein. Hennann Kauffmann reichte eine Petition
bei der Verwaltung der hamburgischen Kunsthalle
ein, dass man eins der Hauptwerke seiner Mannes-
jahre, die Propsteier Fischer, aus der Galerie ent-
fernen möchte. Er verstand das Bild selbst nicht
m ehr.
Es
WEIT
seinem
Gefühl
zuwider.
In unserem Jahrhundert war es dann das Schick-
sal vieler der grössten Künstler, dass die Seelen für
ihre Werke noch nicht da waren, als sie schufen.
Es dauerte ]ahrzehnte, bis nur für die Mehrzahl
der Besten ihres Volkes Existenz gewonnen hatte,