Und
W GIID
wir
ehrlich sein wollen 1
kommt wohl
den meisten, die heute mitjubeln, die Begeisterung
aus eigener, selbst erworbener Überzeugung? Es
ist schlimm, konstatieren zu müssen, dass die starke
Opposition erst von dem Augenblick an verstummte,
da es geschickten Spekulanten gelungen war, aus
Boecklins Gemälden Börsenpapiere zu machen.
Das ist noch kein Lustrum her. Boecklin hat es an
freudigen Verehrern nie gefehlt, aber er musste die
Mitte des siebenten jahrzehntes überschritten haben,
ehe auch nur jene zweifelhafte Form der Popula-
rität ihn grüsste. Er hat sich nie um die Meinung
der Welt gekümmert, weil er wusste, was sie wert
war. Was er jetzt erlebt, wird sein helles Auge
nicht mehr mit dem Glanz der Freude füllen; es
kann nur ein rnitleidiges Lächeln auf seine Lippen
locken. Uns aber sollte der Jubeltag des grossen
Meisters den Anlass zur Selbstprüfung geben.
Wie kommt es, dass in der Kultur der ver-
gangenen jahrhunderte die grossen Künstler von
den Besten ihres Volkes und der ganzen gebildeten
Welt getragen und gehoben wurden und dass in
unserer Epoche die Menzel, Boecklin, Millet so spät
und so widerwillig erkannt und anerkannt wurden?
Nur einmal hat ein Volk in früherer Zeit sich ge-
gen einige seiner ganz Grossen ähnlich benommen