Volltext: Witsen - Zyx (Bd. 22)

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Wbhlgemuth , 
xMiehael. 
haben wenigstens etwas Phantastisches pder Ivlumoristisches. Bei 
den Gestalten heiliger Personen findet sich aber in der Regel ein 
feinerer Sinn für Schönheit der Form, liir Anmuth der Bewegung; 
die Motive der Gewänder sind hiermit in Uebereinstimmuxig lliülit 
von so vielen willkürlichen und scharfen Brüchen gestört, als in 
der fränkischen Schule, sondern reiner, gradlinigtcr. ltdit diesen 
Eigenschaften steht eine grusse Neigung zu einem. wenn schon 
edcln Naturalismus in enger Verbindung. Demzufolge haben in 
den historischen Bildern die Iiöpfe nieisluein mehr purtraitartiges 
Ansehen, und sind eigentliche Portraite, in Furmqund Farbe mit 
fcincrem Naturgefiihl durchgeführt. Die Gesammtstimmung der Für- 
ben ist dunkler, kühler, harmonischer, als bei den fränkischen Ma- 
lcrn , welche zwar darin lebhafter, wärmer , aber bunter sind. In 
den Gewändern waltet vor Allem ein tiefes Braunroth und ein sat- 
tes Grün vor. Ganz besonders aber hat die vortreiifliche niederliin- 
dische 'l'echnik des Friedrich Herlen in Schwaben uneleich mehr 
Eingang gefunden als in Franken. Das Impasto ist daher solider, 
der Vortrag weniger zeichnend, als eigentlich malcnd und vep. 
schmelzend, die liiirbung dcsTleisches klarer, und weicher in den 
Schatten, feiner in den Halbtönen. Dagegen ist die fränkische 
Schule der SChWiihiSClten freilich in anderen sehr wesentlichen Stü- 
clren wieder überlegen, nämlich in der streng kirchlichen Aulias. 
snng, der Reinheit der religiösen Gefiihlsweise, der stylgemiisseren 
 Composition , so wie endlich in der Correclitheit der Zeichnung, 
Wohlgemutlfs VVerke. 
In VVohlgemutlfs Werken verbindet sich die Malerei mit der 
Holzsculptur, welche er in gressartigem Nlaassstalse übte, da er  
mehrerer Gesellen bedurfte. Veit Stuss mag daher neben ihm spiir- 
licher bedacht worden seyn, so dass sich daraus die Vßfllälilllss- 
mässig geringe Anzahl seiner Werke erklärt. Adam IiraiTt beschiif. 
tigte sich mehr mit Arbeiten in Stein. 
In der Marienkirche zuZwickau ist ein berühmter, nrkund. 
lich beglaubigter Altar dieses lYIcisters. Auf der liüclsseite dessel. 
ben war eine Inschrift, welche uns Schmidt (Chronica Cygneq 
(Zwickau) I. S5) in Copie (in moderner Form) erhalten hat") 
 Sie lautet: vNach Christi Geburt vierhundert und im neun und sie- 
benzigsten Jahr, am Sonntag Laetare sind iibereinkommen, der ge- 
strenge Merten Römer, die Zeit Hauptmann zu Zwic au,'und der 
erbare Rath allhier, Paul Striidel, die Zeit Bürgermeister, CZISPQp 
Saugner, und Thomas Yilberer, AlterLeute, mit Meister Michel 
WVulgernut, Maler zu Nurnbcrg, umb dieses gegenwärtige Werk, 
das da allenthalben gestehet (kostet) vierzehen hundert Rheinische 
Guldenws Das Innere des Altarschreines enthält neun lebensgrosse 
Vergoldete und bemalte Figuren von weiblichen Heiligen zu den 
Seiten der hl. Jungfrau, welche mit dem Jesusltinde auf dem Halb- 
monde steht. Alle Figuren tragen Bronen unter reichen gothischen 
Baldachineit. Die Aussenseiten dieses, und die inneren eines zwei. 
ten Flügelpaares zeigezninvicr Gemälden die Verlaundigung, die 
Geburt Christi, die Anbetung der Könige und die Familie der drei 
Marien, alle mit goldener Luft. Die äusseren Seiten dieses zwei- 
D  
von Ohmlorf" "daselbst ist zjvar größere Mäissigung zu 1m- 
merken, es kommen aber du: verdrehten Hüften der Wohl- 
gemulkfschelgßilder vor. 
F) Ueber die Marienhirche in Zwickau schrieb auch Fhr. v_ 
Berncvvitz. Annaberg 1839.
	        
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