gelten im Handel und in Privatsammlungen für Vvoltlgemuth, wenn
sie nur obenhin das Gepräge der fränkischen Schule haben. Lange
schob man alles auf diesen Meister, wofiir kein anderer Träger zu
finden war, und-dasselbe ist mit B. Zcitblom der Fall. Irgendein
besseres altes Bild mussteiA. Dürer in der Schule Wohlgemutiüs,
oder auch noch später im Style desselben gemalt haben, ohne zu
bedenken, dass er nur kurze Zeit unter Leitung des Meisters stand,
dann in Colmar der Kunstweisc des MartiirSchongauer huldigte,
und zuletzt unabhängig von Wohlgexnuth den Gipfelpunkt der
fränkischer: Schule bezeichnete.
Der dlten fränkischen Schule gegenüber, welche unter Wohl-
gemutb in Nürnberg blühte, gestaltete sich in Ulm und Augsburg
die schwäbische Schule zu höchst bedeutender Eigentbiimlichkeit,
welche ebenfalls erst in der neuen Zeit genauer erkannt wurde.
Die Kunstrichtung in Ulm ist eine, mehr ideale, und findet ihro
Ableitung von der altkülnischen, wie sie vor Wohlgemuth in Fran-
ken Eingang gefunden hatte. In Ulm war von 1594 bis 151.1. eine
Familie Schön einheimisch, und auch der berühmte Martin Schon-
gauer soll hier um die Mitte des 15. Jahrhunderts gearbeitet ha-
ben. Andere Malerfamilien waren die Acker, Schiihlein, Iinech-
telinann und Herlen. B. Zeitblom ging aus der Schule des alten
Herlen hervor, und ist unter den Malern, deren Namen neuerlich
aus langer Vergessenheit hervorgezogen worden, einer der bedeu'-
tendsteu. Diesem, und dem Martin Schongauer, wurden desswegen
eine Menge von Werken zugeschrieben, weil man sie nicht an-
ders taufen konnte und wollte. Martin Schaffner, in welchem die
Ulmer Schule zu der feinsten Ausgestaltung gelangte, musste früher
ebenfalls sein Verdienst dem Schongauer überlassen. Ein Haupt-
zweig der schwäbischen Schule blühte unter den beiden Hans Hol-
bein und H. Burgkmair in Augsburg, welcher aber beson-
ders fiirVVohlgemuth ausgebeutet wurde, obgleich die schwäbi-
sche Schule iim Allgemeinen eine durchaus eigenthiimliche, von
der fränkischen unabhängige, und keineswegs minder bedeutende
ist, wie lVaagen (H. K. 11.11 ff.) aus dem Vergleich zahlreicher
Werke ersah. Der Unterschied der alten schwäbischen und frän-
kischen Schule scheint ihm vornehmlich in Folgendem zu bestehen,
was fiir die' Iienntniss alter Bilder voni Wichtigkeit ist. Eine der
wesentlichsten Eigenschaften, worin die schwäbische Schule über
die fränkische eine entschiedene Ueberle enheit bchauptet,_ist der
Geschmack. Obgleich auch bei ihr jene üißftllübßl] hässlichen und
verzerrten Gestalten derliriegsknechte, des gemeinen Volkes u. s. w.,
welche in den Bildern der fränkischen Schule oft so störend einwir-
Iren keineswegs fehlen, sind sie doch meist minder roh, oder
t ,
Holbein jun. steht schon als junger Mann über dem Vater,
vertauscht: aber bald Augsburg mxt Basel, und verpflanzte
dann seine Kunst nach England. Der Glanzpunlst der schwä-
bischen Schule in Augsburg leuchtete daher im fernen Lande.
Burglsmair wurde noch vor kurzer Zeit unter Diirer's Schü-
v ler gezählt, er war aber bereits selbstständiger Meister, a];
er nach Nürnberg; kam, wo Dürer erst später namhaften
Einfluss auf ihn übte, besonders bei den Zeichnungen für
den Holzschnitt.
Die schwäbische Iiunstweise fand auch in Bayern Eingang-
In den VVerlsen des Gabriel Mächselkircher in Schleissheim
sind dieselben Erscheinungen. Auf den Bildern des Haus