Zimmermann g
Glemens.
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gönnt, in eigenen Entwürfen jene schönen griechischen Idyllen
in Farben und Linien aufs Neue zu dichten. Der greise Sänger,
dessen Leyer von Wein und Liebe tönnt, ist in diesen reichen
Bildern selbst als handelnd eingeführt, zuerst in Mitte dei- Decke
als roseribekränzter Sänger der Liebesgötter, mit reicher Beziehung
auf VVeiii, Liebe und Gesang. Dieses Thema ist in kleinen Bil.
dern auch an den Wänden fortgeführt, als Episoden, welche ge-
rade nicht zu den-Gedichten gehören. Die reichsten Compositionen
sind aber an den vier Wänden. In Förstefs Leitfaden zur Be.
trachtung der VVand- und Deckenbilder des Königsbaues (Mün-
chen 1854. S. 62), und in Sbltl's bildende Kunst in München 1841
S. 145 sind diese anmuthigen Bilder beschrieben, und es ist nur
zu beklagen, dass wir dieselben nicht in Abbildungen besitzen.
Die Ausführung der Gemälde geschah in Wachsfarben, und daher
ist das Colorit von ausserordentlicher Frische und Lebendigkeit,
ganz dem heiteren Kreise der Dichtung entsprechend. Die Maler
Aiischütz undVNilson standen ihm als Gehiilfen zur Seite, Com-
postion und Zeichnung riihrt; aber von Zirninermannallein her.
In Anerkennung seines ausgezeichneten glücklichen Talentes
für Form- und Farbengebung erhieltPZimmermann 182g von. liö-
nig Ludwig den Auftrag, die kleinen Skizzen von Cornelius für
die Loggien der k. Pinakothek in Gartens, und dann in Fi-csco-
bildern auszuführen. Auf die kleinen Zeichnungen haben wir
schon im Artikel des P. v. Cornelius hingewiesen, und seit der
1840 erfolgten Vollendung der Malereien bietet dieser Corridor ei-V
nen Glanzpunkt der Kunst in München. Cornelius wählte den-Stoff
aus der Geschichte der Malerei, hauptsächlich der des Mittelalters,
und fortgehend bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts. Prof. I-lilten-
bperger, Gassen etc. waren mit Zimmermann bei der Ausführung
der Gemälde in Fresco thiitig, welche durch ihre Farbenpracht
die geistreichen Compositionen des Allmeisters Cornelius noch er-
höhen Zimmermann {arbeitete an diesem Bildercyclus fast zehn
Sommer mit irastlosem Eifer, während die Wintermonate die An-
fertigung der Canons, und der Schulunterricht im Antikcnsaale
seine Zeit in Anspruch nahm. Dennoch, ward er der Oelinalerei
'i nicht untreu, sondern vollendete "Vausser mehreren höchst gelun-
genen Bildnissen auch historische-aßililcr in Oel._ Zu den früheren
Werken dieser Art (1829) gehört die liebliche biblische Idylle der
Vermählung der heil. Catharina, ein grösseres Stadcleibililß? und
dann die italienischeniPilger auf deinsWege naclfLcretto, welche
König Ludwig erwarb. Von ausgezeichneter Schönheit ist "seine
heil. Gäcilia mit zwei singenden Engeln, wie sie der göttlichen Har-
monie lauscht. Dieses Bild erwarb 1856 der Kunstverein in {VIiin-
clien. Ein späteres Gemälde (1837) stellt den Abschied des jungen
Tobias von den Aeltern dar. Er scheidet mit seiner Gattin, und
noch unter _dem Vorhofe segnet der Vater das jugendliche Paar.
Alles ist zurAbreise bereit, das Gesindejrartet, ein Knecht treib;
die Sehaafe vorwärts, und der Engel ergreift den jungen Tobias an
der Schulter, welcher jetzt, zur Eile gedrängt, die Hand nach dem
diealte Mutter liiissenden Wcibe ausstreckt. Dieses durch Schön-
heit und lleichthum der Figuren, so wie durch meisterhafte Per-
spektive ausgezeichnete Bild besitzt der Hofbuchdrucker Rösel. Im
f) An der neuen Pinakothek malt jetzt W. v. Iiziulbach die Ge-
schichte der neueren Kunst, jener Stoiker aber im schwar-
zen Gewandc, welcher der alten Pinakothek den Rücken wen-
det, istnieht gerade als Wendepunkt der älteren und neue-
reii Geschichte zu betrachten.
Naglefs Hunstler-Lex. Bei. XXIIi 19