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Ziegler ,
Jules.
ein, rechts stehen die Verbreiter des Evangeliums im Morgcnlande,
und dann folgen die namhaften Personen aus der Geschichte der
Kreuzzüge. Die linke Seite repräsentirt das Abendland. An die
Apostel und ersten Märtyrer schliessen sich Illodwig, Carl der
Grosse etc., und Kaiser Napoleon gibt für die lirone das Concor-
dat. Er bildet die Hauptfigur des Vorgrundes. Als der Künstler
1853 dem Könige in der liirche das Werk erklärte, überreichte
ihm dieser den Orden der Ehrenlegion. Hierauf ging Ziegler an
die Ausführung der übrigen Fresken der Kirche, und 1345 war
das grosse Chorgemiilde vollendet. Es stellt die Heiligsprcchung
der Magdalena dar, oder wie sie von Engeln in den k-liiumel vor
Christus getragen wird. Die Stufen des göttlichen Tlirones neh-
men die liönige von Frankreich ein, und auch Napoleon ist mit
seinen Marschälen anwesend. Ziegler wird auch noch Gelegen-
heit finden Napoleon den Neffen einzuführen, da er die liirchc
dem Cultus zurückgegeben hat.
Dann fertigte Ziegler auch Gartens zu Glasgemäldcn , wie zu
den Fenstern für das Portal der Iiirche in Eu, und zu jenen der
Kirche in Trepurt. Diese Malereien ließ der König 184i in Sövres
ausführen. Von seinen Oelbildern nennen wir zunächst den Evan-
gelisten Lukas, wie er die Madonna malt. eines der Hauptbilder
der Kunstausstellung von 185g, obgleich es Jules Janin arg mit-
nahm. Ein bewundertes Gemälde ist auch sein Daniel in der Lil-
wengrube. Im Iiunstblatt 1858 Nr. 47 wird dieses lVerk ausführ-
lich gewürdiget. Nur den etwas schwcrfälligen Engel im Vorgrunde
möchte man beseitiget wissen. Ein Gemälde von 1841i wurde unter
dem Namen vLa Vierge aux neigess bekannt. Es stellt die Nia-
donna mit dem liinde als Beschützerin der Wanderer gegen La-
winen dar. Ein Genrebild betitelte der Künstler vvRosr-ie du matinne
eine nackte weibliche Figur in einer dunklen Landschaft, welcher
die Thautropfen aus dem blonden reichen Haare träufeln. Ein an-
deres reizendes Bild aus jener Zeit stellt eine junge Venetianerin
bei der Toilette dar. Sie flieht höchst graziüs die Haare. Im Jaltre
1845 malte er auch eine Darstellung aus dem Leben des Malers
Giotto, wie er als Knabe im Atelier des Cirnubue Aufsehen erregL
Dieses im strengen Style durchgeführte Bild erinnert in Feinheit
der Zeichnung an RafaePs Schule. Mehr französisch ist ein gleich-
zeitiges Gemälde, welches Jakolfs Traum von der Himmelsleiter
vorstellt, und eines Commentars bedarf. Engel enthüllen dem Schla-
fenden die Zukunft der Kunst, der" Industrie und des Ackerbaues.
Darauf deuten die mit Sinnbildern vorübergehenden Engel, das Ge-
heimniss der verschleierteu Engeliiguren im Hintergründe mag aber
wohlxnur Jakob durchdrungen haben, nicht die lYlünchner liunst-
frcunde auf der Ausstellung des Jahres 1345, wo das Bild zu sehen
war. Eines seiner neuesten Oelgemälde stellt Kaiser Carl V. vor,
wie man ihm bei der Anordnung seines Leichenbegängnlsses das
eigene Bildniss im kaiserlichen Ornate bringt.
Stiche von und nach diesem Meister.
Ziegler befasste sich in seiner frühen Zeit auch mit der Litho-
graphie, und mit dem Stiche in der englischen Aquatintamanier,
Man nennt ein Blatt, welches einen Monch vorstellt, so wie ver-
schiedene Studien in dieser Art, mit J. Z. bezeichnet. Verschiedene
Zeichnungen von seiner Hand ivurden von Perret u. A. in Holz
geschnitten. Ferner erwähnen wir:
Eloa, la soeur des enges, par Zicgler. Compositions au trait
sur le poömc de A. de Vigny. Heft von 15 lithograyhirten Blät-
tern. Paris 1853, lvl-