Volltext: Witsen - Zyx (Bd. 22)

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Ziebland , 
Georg 
Friedrich. 
den vorzüglichsten Erzeugnissen der Bauschule, welcher damals 
Professor Fischer verstand. Ziebland lag seiner Ausbildung mig 
allem Eifer ob, und benutzte jede Gelegenheit, um Studien zu 
machen. Seine Abbildungen von interessanten alten Gebäuden go- 
thischen und. romanischen Styls, die verschiedenen Zeichnungen 
von Ornamenten aus jeder Periode der Kunst, Welche er schon 
als Jüngling in reicher Auswahl zusammenbrachte, beurkunden 
sein unermüdliche: Streben, auch in kunstgeschichtlicher Hinsicht 
zur Klarheit zu elangen. Sein Hauptaugenmerk richtete er aber 
damals auf die ilassische Architekur, welche Professor Fische;- 
mit Leidenschaft vertrat. Beim Baue des k. Theaters in Miin. 
chen hatte Ziebland unter Fischefs Leitung auch Gelegenheit im 
praktischen Theile seiner Kunst sich vollkommen auszubilden. 
und nicht wenig verdankte er dem k. Theater-Architekten An- 
gelo Maria Quaglio. Ziebland war also bereits _mit allen techni- 
sehen Mitteln ausgerüstet, als er 1827 mit königlicher Unter- 
etiitzun eine Reise nach Italien antrat, wo sich ihm jetzt ein 
weites Egeld zur Untersuchung aufsehloss. Et studirte die architek- 
tonischen Denkmäler in Venedig, Florenz, Ravenna, Rom, Neapel 
und Sicilien, und erlangte auf solche Weise eine genaue Kennt- 
liiss der alten klassischen Architektur und des ÄlVlittelalters. Ein 
besonderes Augenmerk richtete er auf die Basiliken, und durch 
den Bau einer solchen unter den Auspizien des KönigsJLutlwig 
gründete er vornehmlich seinen Ruhm. Der König erkannte schon 
m Italien das eminent: Talent des Künstlers, und ubertrug ihm 
die Ausschiniickung der Villa Malta in Rom. Ziebland wählte seine 
Motive in Pompeji, aber ohne jene geschmackvollen antiken Phan- 
tasie-Gebilde zu copiren.    
Im Jahre 1829 kehrte der Künstler nach Bayern zurück, und 
wurde zum Mitgliedc des Baukunst-Ausschusses in München er. 
nannt. In dieser Stellung war er Anfangs nur mit der Revision 
der verschiedenen Pläne zu Bauunternehmungen, und mit dem 
Entwurfs von Zeichnungen beschäftiget. Nach seinem Plane wurd, 
das Gebäude der k. Stcuer-Cataster-Commission in München er. 
richtet, so wie das Theresien-Monuiuent bei Aibling, wo König 
Otto von Griechenland 1852 von seiner königlichen Mutter Ab- 
schied nahm. Dieses schöne Denkmal ist im guthischen Style von 
Hautmann in Sandstein ausgeführt, und wurde am 1. Juni 1835 
enthüllt. In der Zwischenzeit beschäftigte denliiinstler- der Plan 
zur St. Bonifacius-Kirche, zu welcher König Ludwig am I2. 0km. 
ber 1855 den ersten Stein legte. Dieses Werk, welches in Deutsch. 
land einzig dasteht, war dem grosseu Talente Zieblandß angemes- 
sen, und er stellte sich damit in die Reihe der ausgezeichnetsten 
Künstler seines Faches. Die Form ist jene der Basilika, und_ durch 
Abbildungen in weitem Kreise bekannt. Das Innere hat bei eine, 
Breite von 224 F. eine Länge von 262 E, und der_hoher liegende 
Chor ist im Halbkreisc geschlossen. Die vier 39th!!! von je 16 
Marmorsäulen mit reichen und zierlichen Capitälemdheilen die 
Kirche in fünf SchiEe, wovon aber das mittlere den grussten Baum 
einnimmt. Die Decke bildet die schief liegende Dachlliiche, und 
stellt das azurblaue mit goldenen Sternen bcsäcte Firmament von 
Darunter wird die ganze Dachconstruction mit vergoldetcm Spar- 
renwcrk sichtbar. Im Jahre 1840 ging der Bau dieser Prachtkireh, 
mit dem daraiistossenden Kloslergebäude zu Ende, und Professq; 
H. Hass begann mit J. Schrauclolf und anderen Gehiilfen den herg- 
liclien Bildercyklus aus dem Leben des heil. Bonifaz. Im Kunst- 
blntt 1840 Nr- 94 steht ein ausführlicher Bericht über diesen ma- 
lerischen Schmuck, welcher in Verbindung mit den großartigen,
	        
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