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Zeuxis.
vielleicht unterschätzt. Doch miissen seine Gemälde hinsichtlich
der Zeichnung und Färbung von grosscr Vollkommenheit gewesen
seyn, (la mit ihm das zweite Zeitalter der Malerei beginnt, in wel-
chem die Kunst zu sinnlicher Illusion und äusserem Reiz gelangt
ßwar. Wir wissen von dem Wettstreit mit Parrliasios, in welchem
letzterer den Zeuxis durch einen gemalten Vorhang, dieser die
Vögel durch gemalte Trauben täuschte, so dass sie herbei flogen,
um davon zu picken. Plato (Sophist, 234, Staat X. 598) spricht
von solcher Illusion, und viele andere hielten diese offenbar für
das Höchste der Kunst. Wir glauben ebenlialls, dass Zeuxis und
Parrhasios für damalige Zeit es in Darstellung des Stilllebcns weit
gebracht hatten, im Ganzen aber ging Zeuxis nicht auf tiiusehende
Naturwahrheit aus. Er bediente sich nur nach Erforderniss des
darzustellendeii Gegenstandes abwechselnder Farben, ohne viel-
leicht die Harmonie derselben im neueren Sinne zu erreichen. Auf
die Nuancen von Licht und Schatten verstand er sich aber vollkom-
doch irrt Quintilian XII. I0, wenn er sagt: Luminarum um-
braruinque ralionem invenisse Zeuxis dicitur. In diesem Studium
ging ihm Apollodorus voran, welcher durch dieses wesentliche Er-
forileriiiss Epoche machte. Zeuxis gelangte aber in seinen llich-
tung sicher zu noch grössercr Vollkommenheit, und tlicilweise aus
Neid flossen daher die von Plinius erhaltenen Verse des Apolloilo-
rus, welcher sich beklagt, dass ihm Zeuxis die Kunst vor dem
Munde weggenommen habe. Zeuxis soll sich allerdings in der
Skiagraphie Entdeckungen des Apullodoros angeeignet haben, al-
lein er bildete dieselben weiter, so dass ihm die Malerei selbst irie-
der dienstpflichtig wurde. Von seiner Iiunst in Behandlung des
Lichts und de; Schattens dürften namentlich die Monochroinen
Zeugnis: abgelegt haben, weil Plinius deren ausdrücklich erwähnt;
Pinxit et monoehromata ex albis. Darunter verstehen wir Bilder
grau in Grau, oder eine Art cainaycu, in Helldunl-iel. Zeuxis hatte
eine hohe Meinung von seiner Iiunst, und verschenkte zuletzt
seine Werke, weil er sie für unbezahlbar hielt. Zu seiner Zeit
herrschte uiisäglicher Iiilnstlerstolz. Wir wissen dieses von Apollo-
tdoros und Parrhasios, welche Satrapen nachäfliten. Meister Zeusis
erschien bei den olympischen Spielen in einem reichen Mantel, auf
welchem sein Name in Gold gestickt war.
Zeuxis malte besonders gern einzelne Götter- und Hcroeniigu-
ren, und scheint in der Darstellung weiblichen Reizes und erha-
bener Wiirde gleich ausgezeichnet gewesen zu seyn. Doch ver-
misst Aristoteles Poet. VI. 15 in seinen Bildern das Ethos, d. h. Adel
der Charaktere, während er den Polygnut vorzugsweise ijßoypvlgnor
rjßixö; nennt. Auch hatte Zeuxis keine solche reiche Phantasie als
Parrhasios. welcher seinen Bildern überdiess mehr Rundung geb,
als unser Meister. Ein geriihmtes Bild war jenes der Hßlßnil zu
lriroton, wozu er sich fünf nackte Mädchen von Bürgern Zllm Mo-
delle vorführen liess. Pliiiius sagt. dass Zeuxis den Charakter die-
ser Fürstin sehr gut dargstellt habe, was gegen Aristoteles sprechen
Winde. wenn nicht eher von einem reizenden weiblichen Wesen
die Rede ist. Dieses Bild liess er um Geld sehen, was sich mit
seinem Stolze nicht wohl zu vertragen scheint. Das Bild der He-
lene aus liroton, oder ein anderes. sah man zu Plinius Zeit im
Porticus des Philippus zu Rom, und auch in Athen war ein 501-
ches, 60 dass der Künstler Wiederholungen machte. Dann malte
er den Zeus auf dem Throne von Göttern umgeben, und Herkules
als liind, wie er in Gegenwart von Ampliytriun und Alcmcue die
Schlangen erwürgt. Von diesem Bilde erzählt Plinius XXXV. 50,
und fliilpstrat jun. V. Eine Nachbildung linden wir vielleicht in