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Zeitblom ,
Bartholonlxiius.
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Ellwangen. Dieses Bild ist von hoher Naturwahrheit, und von
unendlich weicher und warmer Färbung.
In letzterer Zeit richtete auch der König von Wiirtemberg ein
besonderes Augenmerk auf die Werke der alten schwäbischen
Qßllllle, und somit steht zu erwarten, dass viele Bilder Zeitblonfs
fur das Vaterland erhalten werden. Der Verein für Kunst und Al-
terthum in Ulm hat von jeher darauf hin zu wirken geällcht, dass
eine Gallerie von Werken der höchst interessanten und ausgezeich-
neten Ulmer Schule errichtet werden möge, was um so wünschens-
werther ist, da sonst in einem Decennium sichePviele Bilder über
die Grenze wandern werden.
Das Verzeichnis! der Werke Zeitblomüs ist aber init den genann-
ten Bildern noch lange nicht geschlossen. Er wurde erst in letz-
terer Zeit der Vergessenheit entrissen, und somit mag noch man-
ches Gemälde ungekannt verborgen seyn, oder einen fremden
Namen tragen.
In der Gellerie des Erbprinzen von Sigmaringen ist ein grus-
Ses , 1347 von Eigner in Augsburg restaurirtes Mittelbild (3 5
14'. gross), welches die heil. drei Könige vorstellt, wie sie dem
Iiinde Geschenke darreichen. Die Figuren in Lebensgrösse sind
äusserst charakteristisch gezeichnet, in breiten schön gefalteten
Gewändern mit ausdrucksvollen Köpfen. Diese Tafel wurde durch-
siigt, da auf der Rückseite zwei andere Darstellungen gemalt wa-
ren, nämlich die Opferung im Tempel und der Tod der Maria.
In dem ersteren dieser originellen Bilder finden sich Iiäpfe, wel-
ehe an Feinheit und Adel sich zur Reinheit der Rafaelischen
Schule erhellen. Der Tod der Maria ist yon religiös zarter Auf-
fassung. Auf dem grossen Bilde erscheint sie als schlichte deutsche
Hausfrau, deren hohe Stirn von tiefem Ernste umzogen ist, wäh-
rend der göttliche Iinabe heiter in dem goldenen Gefässe des Kö-
nigs spielt.. Ueberdiess finden sich in der Gallerie des Prinzen
von Sigmariugen acht Tafeln mit Darstellungen aus dem Leben
der Maria, Bilder von grösster Schönheit.
In der Morizl-tapelle (Gallerie) zu Nürnberg sind zwei Tafeln
aus der Gallerie des Fürsten von Wallerstein, St. Margaretha und
St. Ursula dar-stellend. Besonders schön ist letztere, von mildem
und edlem Charakter, und von grosser Klarheit und Helle des war-
men Tons. Das erstere dieser Bilder ist schlecht retouehirt. Dann
schreibt ihm Waagen l. c. I. 185 in dieser Gallerie ein Bild zu, wel-
ches im Cataloge als H. Baldung Gruen angegeben ist. Es stellt
die heil. Anna mit Maria und dem Kinde auf den Armen, und
zu den Seiten vier weibliche Heilige dar. Dieses Bild stimmt in
keinem Stücke mit den echten Bildern jenes Meisters, sondern
in den {einen und ansprechenden Gesiehtsbildungen mit gerader-i,
schmalen Nasen, dem zarten," klaren röthlichen Fleisehton, (len
langen mageren Händen mit den fruheren Werken Zeitbloxxfs.
ln der k. Pinakothek zu München sind Gemälde mit ltleinen
Figuren, der Ritter Georg mit der Fahne und St. Anton mit dem
Schweine, beide aus der früheren Zeit des Meisters. Waagen (Neues
Iiunstblatt 1850 S. 396) erklärt auch das Nr. 88 des Catalogs dem
Martin Schongauer zugeschriebene Gemälde für Zeithlonfs Arbeit.
ES Slßllt in lebensgrossen Figuren die Trauer um den Leichnam
des Herrn dm, Man erkennt nach Waagen in diesem Werke
nicht allein die von Zeitblom so häufig angewendete Gesichtsbil-
dung und seine tiefe warme Färbung, sondern auch in einem be.
sonderen Grade sein edles und tiefes Gefühl. Da die beiden an-