Zeitblom ,
Barthuloxniius.
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hemmen hatte, wie Profelsor Hassler aus Urkunden ersah. Die
Bnrgersteuer in Ulm bezahlte er von 1484 an, im dem Verzeich-
nisse der Malerbruderschaft bei den Wangen dasclbst kommt er
von 1490 93 vor, und in den Biirgerregistern wird seiner 1507:,
15 und 17 erwähnt. Nach 1517 verschwindet seine Spur.
Üie Anfänge seiner liunst weisen auf die Schule des alten
Friedrich Herlen, welcher von 1455 an die Grundsätze der Schule
des van Eyek in Sohn-eben verkündete. Anderseits ist aber auch
der Einfluss des fränkischen Hauptmeisters Wohlgemuth unver-
kennbar, besonders in seinem Streben nach einer wiirdigcn und
bedeutsamen Erfassung des Gegenstandes, verbunden mit einem
aufrichtigen Anschliessen an die umgebende Natur. Zeithlom folgte
daher weniger der idealen Richtung der van Eclfschen Schule,
sondern strebte vielmehr nach der Realität der fränkischen Schule.
welche sich in den schärferen Umrissen, in den ausdrucksvollen,
mehr charakteristischen als schönen Köpfen kund gibt. Doch liebte-
Zeitblom jene Wohlgexnutlfschen hervorstchcndcn Backenknochen
weniger. Seine meisten männlichen und weiblichen Köpfe haben
eine eigenlhiimlichc Gesichtsbildung, deren Grundtypus vielleicht
in seiner Verwandtschaft zu suchen ist, welche ihm bei der Dar-
stellung jugendlicher Figuren häufig ein Nludell lieferte. In seit
nen Iiiipfen spricht sich aber eine edle, vor-ständig biedere Gier-
niiithsart aus, und der oft vorkommende nicht ideal schöne obere
Nasenwinkel deutet auf eine Faniilienverwandtschafl; des Künstlers,
welche auch durch die feinen Lippen, und das leise Vertreten des
Iiinnes sich bemerklieh macht. Das Bildniss des Künstlers auf du".
Rückseite des Altares auf dein Ilerberge hat denselben 'l"_ypus.
Seine Heiligen sindalle von edler Bildung und im Charakter ruil-
der Würde dargestellt, und statt des idealen Anstriches der Eycl-V
schen Schule ist ihnen ein warmes Leben verliehen, Doch sind
die liüpfe und Hände besser, als die Fiisse, und überhaupt das
etwas magere Nackte gezeichnet; dieBewegungen dagegen natür-
lich, und nicht eckig und verschoben , wie oft bei früheren Mei-
stern. Den Faltenwurf hielt er in gestreckten Linien einfach und
grossartig, fern von jenem lmittrigen Wesen der WVohlgeinuthß
schen Schule. In Darstellung schlechter Charaktere folgte er aber
anfangs der fränkischen und Gewöh-
nung, oder überhaupt der Richtung der damaligen deutschen liunst
ins Gemeine, Hässliche und verzerrte, worauf wir im Artilael des
M. Wohlgemuth aufmerksam gemacht haben. Als Colorist steht
Zeitblom auf einer hohen Stufe. Besonders wusste er durch ein
tiefes Violett neben entgegengesetzten, leuchtenden Farben, wie
ein frisches Griin, ein warmes Braun, oder sehillerndes Gelb, ei-
nen eigenthiimlichen Reiz zu erzielen. Seine ]:'leisclitbne'sind
warm, und gehen in den Schatten ins tief Briiuxiliche in seiner
mittleren Zeit, wurden aber kühler und feiner in seinen späteren
Wirt-Iren, welche überhaupt die vvurziiglichstcn sind. Die ßilder
aus der friihen Zeit des lVIeiSiIGfS erinnern entschieden an Her-
lin den Alten. Den Uebergang machte er unter dem Eintlusse des
Martin Schön, bald aber erhob er sich zu selbstständiger Eigen-
thiiinlichheit, welche bereits 1488 auf das hestimmteste "her-vertritt.
Wls seine Stellung zu den übrigen grusscn ÜBlltSChGIL-[Ylällßrll sei-
nes Jahrhunderts betrifft, kommt er als unmittelbarer Nachfolger
des Friedrich Herlin und Martin Schön zunächst init lidtls Sclxiih-
lßm in Berührung, welcher ihm als eigenlhiimlicher "Nehonbuhler
gcgcnnbcr steht. Wenn Zeithloin an Iieichthum der Phantasie
dein Sclmngauer nachsteht, den l-"lerlein bei einer sehr schlichten
Weise übertrifft; so steht er iiberdicss in SChInc-lz und llarmunis