Zahn ,
Wilhelm.
181
eeine Studien an der Akademie der genannten Stadt, und begab
sich dann zur weiteren Ausbildung nach Italien. Er richtete in
Rom und Neapel ein besonderes Augenmerk auf die alten Ueber-
resteuder Architektur mit ihrer malerischen und plastischen Aus-
sehmuckung. Das Studium der antiken Wandmalereien und der
Ornamente aller Art machte in ihm schon friih den Entschlusl
fest, ein Decorationswerk auszuarbeiten, welches um so grössere
Erwartungen erregte, als dem Künstler in Neapel die seltne Ver-
gnnstigung zu Theil wurde, bei den Ausgrabungen in Pompeji
einige Sommer gegenwärtig zu seyn, und sogleich Alles zu zeich-
nen, was an Kunstwerken verschiedener Art zu Tage gefördert
wurde. Dann standen ihm die Museen in Neapel und Portici
offen, und er hatte die Erlaubniss alte und neue Fundstiicke zu
copiren, ja Malereien und Ornamente unmittelbar auf den Origi-
nalien durehzuzeichnen Als Frucht dieses Studiums ist eine
Sammlung von Ornamenten zu betrachten, welche als Vorläufer
eines grösseren Werkes im Oottaßchen Verlage unter folgendem
Titel erschien:
Neu entdeckteWandgemälde in Pompeji, gezeichnet
von W. Zahn, in 40 Steindriicken. München 1328, fol.
Während der Publikation dieses Werkes befand sich Zahn wieder
in Deutschland, indem er 1827 aus Rom nach Cassel berufen wurde,
um mit F. Müller und von Rhoden das neue churfiirstliche Palais
am Wilhelmsjalatz auszuschmiicken. Nach Vollendung dieser De-
corationsarbeiten begab sich der Künstler wieder nach Italien, um
die unterbrochenen Studien mit erneuter Kraft wieder aufzuneh-
men. Zunächst bot ihm Pompeji die reichste Ausbeute, und Zahn
schloss jetzt der Grnamentik einen früher ungekannten lireis
der Darstellung auf. Er zeichnete zu diesem Zwecke die schön-
sten Verzierungen und merkwürdigsten Gemälde aus Pompeji,
Herkulanum undStabiä, und da sein zweites Werk im gros-
sen Formate erscheinen konnte, so war es möglich, die Umrisse
der schönsten Gemälde nach den Durchzeichnungen auf den Origi-
nalen zu geben. Die Anwendung des lithographischen Farbendru-
ckes, welcher damals bereits in München von Weishaupt in An-
wendung gebracht wurde, und durch Zahn eine wesentliche Ver-
vollkommnung erhielt, war besonders geeignet, eine den antiken
Vorbildern ganz entsprechende Lebhaftigkeit zu geben. Das zweite
Werk des Künstlers erschien unter folgendem Titel, und kostete
in der Prachtausgabe 60 Thl.
Die schönsten Ornamente und merkwürdigsten
Gemälde aus Pompeji, Herkulannm und Stabiä,
nebst einigen Grundrissen und Ansichten nach den an Ort und
Stelle gemachten Originalzeichnungen von Prof. W. Zahn,
10 Hefte mit lith. und lIl Farben gedruckten Blättern. Ber-
lin, Reimcr 132a. 29. wy- fol-
Diess ist die erste Abt-heilung eines Werkes, welches dama],
nicht seines Gleichen hatte, und auch die spätere Fortsetzung
steht einzig da, vollkommen geeignet, uns richtige BegrilTe von der
Malerei der Alten zu geben. Nach der Publikation der ersten Ab-
Ueber die Bemühungen das Künstlers während seines ersten
Äufenthaltes in Italien s. Bötticherü urtistisches Nntizblatt,
1828 vom 17. September, und Göthew Kunst und Aherthum
13280 S. 288.