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WVren ,
Christophcr.
weniger passt, als der klassische, weil dieser den fiinriehtunge
des protestantischen Cultus mehr entspricht. VVenlgstens Stehe
die karrikirten Proben des gothischen Styls von Pugin Welt llnte
den grossartigen Entwürfen eines Ch. Wren, Welcher eine urig
nellere Erfmdungsgabe besass, als viele seiner gepriesenen Naql
fol er.
gNach dem grossen Brande von 1666 fand unser Künstler ei
weites Feld der Thiitigkeit. Er entwarf einen Plan zur Ulnbildnn
der Stadt, und legte ihn dem Könige Carl II. vor. Dieser Für,
nahm ihn in seine Dienste, ernannte ihn aber erst 1668 nach Den
hanfs Tod zum Ober-Architekten. Der Plan zum neuen Stadtthei]
war weise berechnet, wurde aber nicht befolgt. Die Strasscn lnugg
ten indessen in gerader Richtung geführt, und alle hölzernen Ge
bäude entfernt werden. Das Projekt war in seiner Ausdehnun,
grossartig, und. obwohl nicht vollkommen durchgeführt doch voj
grosiern Einfluss auf die Grösse, [tegelmässigkeit und Eleganz de
neuen Stadttheils; Offenbar verdankt daher London seine schnell
Vergrößerung dem Brand vom 15. September 2666.
Wren's Hauptwerk der Architektur, aber nicht das erste de
Reihe nach, ist die St. Paul's Cathedral. Der erste Stein ward,
den 21. Juni 1675 gelegt, und nach 55 Jahren (1710) stand da:
Werk aus Portland-Steinen vollendet du. Die liosten beliefen siql
über eine Million Pf. St. Wrcn's ursprünglicher Plan war sah
reich, und um die Schönheiten des Baues hervorzuheben, liess e,
ein kostbares Modell fertigen, welches unberücksichtiget blieb um
zuletzt in einem Winkel der Iiirche dem Verderben preisgegeben
wurde. Der Bischof von London und seine Clersei verwarfeu allen
innern Schmuck, und gestatteten nicht einmal diie Aufstellung vor
Statuen, für welche Wren würdige Räume bestimmt hatte. De,
treffliche Künstler, dessen Bescheidenheit fast an Furchtsamkeü
gränzte, war von der Ignoranz der damaligen Machthaber lief ver,
letzt, und reichte eine für ihn heftige Protestation ein, welche e";
1793 unter den Familienpapieren Wren's aufgefunden wurde- Im
Gentlemens Magazine tom. LXVIII. p. 594 ist es abgedruckt im.
ter dem Titel: Memorial of Sir Ch. Wren relaliug to the adorning
St. Paul's Cathedral, Octob. 18. 1717- Seine Vorstellung blieb in.
dessen fruchtlos, obgleich sich gewichtige Stimme für ihn_erhoben_
Die sonst prachtliebcnden Episcopalen wollten in der Kirche nur
ungezierte Massen haben. Die Grundform bildet ein Kreuz, und
zwei mächtige Säulenreihen scheiden das Sehiffin drei Thelle. M3.
jestätisch wölbt sich die Cuppel auf corinthischen Säulen, und üben
ragt die beiden Thürme der Cathedrale. Das Hauptportal auf der
Westseite besteht in einem Porticus von zwölf corinthischen Säu_
leu, und auch die übrigen Fronten entsprechen der Pracht des
Ganzen. Von Aussen hatte die Kirche von jeher ein pumpöißs An.
sehen, die reichere Ausschmückung im Innern datirt aber erst von
1.794. Bis dahin sträubten sich die Prälaten gegen eine angeblich
papistische innere Decoration der liirche, endliCh aber wurde der
Tempel mit Gemälden, Statuen und Denkmälern geziert. Joshua
Iieynolds, B. West und A. erbeten sich früher vergebens, auf ei.
gene Kosten Gemälde zu schaffen; ihr guter Wille wurde wa me-
morable Absurdxtyw geschulten. Dem James 'I'h0rnhill ward 95
endlich vorbehalten, die Kuppel mit Gemälden zu zieren. Da;
erste Monument in der Kirche wurde 1790 dem Philanthropisten
John Howard osetzt, und nach und nach fanden viele berühmte
Männer ihre läenkmiiler in der Cathedrale.
Claristopher YVren soll von 1668 - 1718 fünfzig Kirchen gebaut