Wagner ,
Johann
Martin
TOD.
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vrelchelzu den llrleisterwerlaen ihrer Art gehören, da sie einen ächt
antiken Geist athmen Nach seinen Entwürfen und Modellen wur-
den unter der Regierung des Königs Maximilian die Reliefs an der
neuen Iieitbalm zu München ausgeführt. Sie stellen den liampi"
der Centauren und Lnpitlten der, und gehören zu den ersten neue-
ren Werken, welche in Nliincheh ein streng classisches Gepräge
tragen; Dasjenige Werk aber, welches den Ruhm des Iiiixistlers
auf die lerne Nachwelt bringt, rief Iiünig Ludwigs grossartigcr
Sinn ins Leben. Es ist diess der grosse Pries der Walhalla, an
welchem "Vifagner mehrere Jahre arbeitete. Schon 1327 war er mit
diesem reichen Bildwerhe beschäftigt, und 1357 kam es vollendet
in München an, durch Originalität und Geist eine der höchsten
Leistungen der neueren Zeit. Die Compositionen sind unendlich
reich und voll der überraschendsten Mannigfaltigkeit. Das YVerk
besteht in acht Abtheilungen, welche eine Länge von 292 F. ha-
ben. Die erste Abtheilung schildert den Zug unserer deutschen
Vorältern vom Iiauhasus, wie sie sich durch Sümpfe undiiber Berge
den Weg bahnen. Die zweite Abtheilutig zeigt den geistigen Zu-
stand der Germanen: Sie fertigen YVaden und malen Schilde. Drui-
den beschäftigen sich mit Astronomie, ein anderer singt vor der
Versammlung ein Heldenlied, die Priester opfern den Göttern ein
Pferd, die Seherin verkündet aus dem Blute die Zukunft, und der
Wadentanz schliesst die Abtheilung. In der dritten Abtheilung
spiegelt sich das öffentliche Leben des Volkes ab. Die National-
Versammlung virählt den Herzog, und trägt ihn auf dem Schilde
fort, hier unter dem Bilde des Königs Ludwig dargestellt. Wei-
terhin kommen griechische und phiinizisehe Kaufleute an die Küste
der Ostsee, und brinäen ihre Ilaxidelsproduhte. Die vierte Ab-
theilung schildert den ebergang über die Alpen unter Teutoboch
und die Uebervvindung des M. Scaurus durch Bojorix, dann die
Schlacht und Vernichtung der Römer bei Norcia. In der fünften
Abtheilung ist die Schlacht am Rhein unter Julius Civilis darge-
stellt, wo die Deutschen das römische Lager plündern und die
Gefangenen zu der Velleda bringen. Der Kampf mit den Schiffen
auf dem Rhein macht den Schluss. Die sechste Abtheilung führt
uns vor Hadrianopolis, wo die grosse Schlacht unter Fritigarn ge.
schlagen wird. Der liampf setzt sich in verschiedenen Gruppen
fort, aber schon haben die Sieger eine grosse Anzahl croberter
Waffen und römischer Feldzeichen. Die siebente Alnheilung ist
der Eroberung Italiens durch {Hauch geweiht. Die uberwundene
Boma übergibt ihm die Ileichsinsxgmen, und von liriegern wird
das Liisegeld gewogen. Die achte und letzte Abtheilung stellt die
Bekehrung der Deutschen zur christlichen Religion durch S. Bq-
nifacius dar. Es wird die heilige Eiche gefällt, und Bonifaz pre.
digt dem versammelten Volke. Ein anderer Apostel verkündet ei.
ner heim Schmause versammelten Jsgdgesellsdhaft die Worte des
Glaubens. Diese Gruppe enthält die Bildnisse der Künstler, wel.
che bei der Ausführung des Friescs thätig waren. Schopf leert
eine Flasche, und Pettrich trägt die Bratenschüssel herbei, wäh-
rend Wagner selbst mit der Rul e eines antiken Philosophen dem
Gewirre zuschaut. Auch der Pferdexnaler Prcstel hemmt in dieser
Jagdscene vor.- Wagner soll sich seiner bei der Darstellung der
wunderschönen Pferde bedient haben, welche auf dem Friese vor-
kommen. Pettrich hat die ersten, Schilpf die letzten Abtheilungen
desselben in Marmorausgeführt.
Nach Vollendung dieses Werkes, welches mit der Giebel-gruppe
von Ltschwanthaler nicht nur die Hauptzierile der Walhalla, son-
dern eine der griissten und merkwürdigsten Sculpturarbcitcu der
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