WVagner,
Johann
lYIarliu
TOD.
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güssen, und nach dem lebenden Modelle zeichnen liess. Auch in
der Anatomie und in der Perspektive gab ihm der Vater Anleitung,
was diesem Künstler zu nicht geringem Rubine gereicht, da Mar-
tin VVagner zu den gefeiertsteii Nleistern unscrs Jahrhunderts ge-
hört. Von Würzburg aus begab sich IV]. von Wagner mit lim-
pfehluiig des Bischofs von Ualberg nach Wien, iiui unter Fiiger
sich in der Nlnlerei auszubilden. Er besuchte fünf Jahre die k. k.
Akademie, und gewann 1805 den ersten Preis niit einem Gemälde,
welches Aeiieas vorstellt, wie er die Venus uin den Weg nach
Carthago befragt. Dieses Geiniilile erregte grosse Hoffnungen, doch
war für den liüiistler in Wien keine Aussicht vorhanden, und so-
mit begab er sich durch Tyrul und die Schweiz in die Heiniath
zurück. In Würzburg ging er jetzt an die Lösung einer Preis-
Aufgabe, welche Giithe im Namen der 'W'eiiiiarei' liunstfreunde
1305 gestellt hatte. Es musste Ulysses dargestellt werden, wie er den
Polypheni durch Wein besänftiget. Wagner schickte seine Zeich-
nung nach Weimar, und begab sich ohne das Resultat abzuwarten
nach Paris, wo er 1801 durch seinen Vater die freudige Nachricht
erhielt, dass seine Composition den ausgesetzten Preis von 50 Du-
katen erhielt. In der Jenatsehen Literaturzeitung von 1301i ist
eine Beschreibung dieses Werkes mit dem Uiuriss des Bildes. VVag-
ner verweilte nur ein halbes Jahr in Paris, und ging 1305 nach
Rom, uin seine künstlerische Ausbildung zu vollenden, Er hatte
schon in Paris eine grosse Anzahl von liunstwwerhen gesehen, da
sie von allen Seiten her ins Central-lNIuseuin gebracht wurden,
in Rom aber waren noch immer so viel Schätze alter Iiuust, dass
noch andere Central-Musecn gefüllt werden konnten. Wagner
richtete vor allem das Augenmerk auf die antike Plastik, und bil-
dete sich dann durch das Studium der Werke der alten italieni-
schen Malerschule zum Geschichisninler aus, ungefähr auf der
Basis, wie früher Carstens und Eberhard von Wächter. Im Jahre
13g? vollendete er ein Gemälde, welches die Helden vor Troja
vorstellt, wie sie im Lager ihre Lage berathen, da Agamcmnon
und Hektar geschlzigen waren. In der Ferne kommen die Hund-
schafter und Diomedes heran. Die neun Figuren dieses Bildes
sind in Lebensgrösse, und man sieht es jetzt in der k. Gallerie
zu Schleissheim, da König Ludwig als Kronprinz dasselbe bestellt
hatte. In der Jenaer-Literatnrzeitung 1803 VII. ist die Composi-
tion in einem Briefe aus Boni beschrieben, mit der Bemerkung,
dass Zeichnung, Ausdruck, Beleuchtung und Colorit eben so grus-
ses Lob verdienen, als die Anordnung des Ganzen, und dass die-
ses Bild mehr eine leichte f?) Darstellung der Natur selbst, als eine
künstliche sei. Dann heisst es weiter, Wahrheit, Natürlichkeit und
Einfachheit sei die besonders anziehende Eigenschaft aller" Cum-
positionen dieses Künstlers. _ Wagner brachte '1808' auch Zeich.
nungen zur Ausstellung, wie Saturn von den Huren unitanzt,
den Leichiiam des Moses von Engeln ins Paradies, und die bei-
lige Jungfrau von Engeln zu Grabe getragen in Begleitung der
Apostel. Von dem letzteren Bilde heisst es, dass man in die Zeit
des Angelico da Piesole und Masaecio zurückkehren müsse, um
Werke von solcher Innigkeit des Gefühls anzutreffen, wie jenes
von Wagner. Dein Angelico schenkte der Künstler grosse Auf.
merhsamkeit. Er zeichnete 1806 die Ueberresle der Malereien desä
selben in der vatikanischen Capelle, und radirte sie in Kupfer,
Diese Bilder stellen in 15 Feldern das Leben des heil. Lorenz und
Stephan dar. Doch sind es nicht gerade jene Bilder, welche die
Iniiigheit_des Gefühls der vorrafaelisclien Schule athmen, die dem
Meister einen frühen Namen machten, sondern jene im Gßiätt! der
Nqglerls Künstler -Lex. XXI Bd. 5