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Wagner,
Friedrich-
kleine Portraite gestochen hatte, bewogen, durch ihn das Abend-
malil des Leonardo da Viiici in der Grössc des Iilattes von 1{_
Morghcii stechen zu lassen. Der Künstler ging sogleich an tlicsg
schwierige und umfassende Arbeit, und bald war ein Vorläufer;
die Cliristusligur, aus diesem Bilde vollendet. Dieses schöne Blau
war für ein Bibelwerli des genannten Instituts bestimmt, und 131;
.nach sechsjähriger Arbeit folgte der grosse vortreffliche Stich nacl.
Wie Wagner die beiden Aufgaben, die er sich bei diesem Uner-
iiehmen setzte, nemlich erstens den oft an Iiunstwerth zuriiclge-
setzten Stahlstich in freier Behandlung und geistiger Schönheit dem
Iiqplerstich gleich zu stellen, und zweitens nicht blos eine skla-
vische Copie des Morgheifsclien Blattes, sondern durch Bemllllng
auch anderer Mittel ein selbstständiges Werk zu geben, 13516, da-
rüber hat die Critik, die grrisse Vcrbreitiin des Stiches vüCll allen
Ländern, vorzüglich nach England, auf das elirenvüllälß elit-
schieden.
Nach Vollendung dieser Arbeit unternahm Wagner eine Reise
nach Italien, uin durch die Anschauung der grösstßllMciälcrwcrlie
die letzte Weihe des Künstlers zu erwerben. B61 IllCSCr Gelegen-
lieit zeichnete er iii Venedig ein Ecce homo, welches dem A. Dii-
rer zugeschrieben wird. Nach Nürnberg zurückgekehrt lieferte er-
rascli mehrere grosse Blätter, welche alle den gereiften Stecher
und fühlenden liünstler beurkunden. Zuerst erschien fiir den
Albrecht Dürer-Verein Oppenlieiiifs Noah in der _Arche, ein
Stich, der bald ein Liebling des Publikums wurde. "Diesem lblgte
das Bildniss des Hieronymus Ilulzschuher nach A.Durer's beruhm.
tem Bilde im Besitze der Familie Holzschuher zu Nürnberg. _Die-
ses Blatt ist dem Kronprinzen Maximilian, dem jetzigen Könige
von Bayern dcdicirt, und gehört zu den trelflichen Stichen dieser
Art. Die vielseitige Gewandtheit seines Grabstichels bewies Wag-
ner in dem nächst folgenden Blatte, welches im vollsten Gegen-
satze zu Dürer, ein Bild von Carlo Dolce, den heil._Sebastian in
der Gallerie zu Ponimersfelden gibt. Hier galt es. die Farbe und
weiche Modellirung Dolcek zu erreichen, und beides ist auf lüch.
tige Weise gelungen. Schon in Rom hatte Wagner BiedePs Sa.
liontala kennen gelernt, und von der Schönheit und zauber-haften
YVirkiing dieses reizenden Bildes angezogen, wagte er jetzt den
Versuch, diese Farbeiitlichtuiig mit dein einfachen VVEISS und
Schwarz seiner Kunst wieder zu geben. Die Critik hat ßlllfcliie.
den, dass er das Mögliche geleistet, und der Iiönig _v0n "Yüurtem-
bcrg erthcilte ihm für diese Arbeit die goldene Medaille lur ILUIlst
und XVissensehaft. Holzschuher und Sakontala erschienen in de;-
J. A. Stein'schen Iiiinsthandlung in Nürnberg. Welche auch ein
anderes Werk von Wagner, über die alten Sculyturen Nürnbergs
in .50 Blättern mit Text hcrausgab. Dieses schone Werk ist ein
sehiitzbarer Beitrag zur deutschen Kunstgeschichte. Eine WGlllCre
Arbeit war für den Nürnberger Kunstverein bestimmt, das liir-
scheninädchen nach C. HreuPs naivem und ansprechendem Bildm
Diesem Blatte folgte die Darstellung des Elochaltzires in Blaubeiiern,
nach der Zeichnung von Heideloff mit Walther vallcntlßi. Hierauf
unternahm er den Stahlstich des berühmten Bildes von Sandrart
in der Gallerie zu Nürnberg, welches das im Jahre 1649 zur Feier-
des westphiilisehen Friedcnssclilusses in Nürnberg gehaltene Fest-
mahl vorstellt. Diese mit grosscm Fleisse vollendete Platte enthiili;
mehr als 50 Portraits berühmter Personen, und NVagner hat sich
daher durch die Vervielfältigung eines historischen Dokuments den
Dank aller Freunde der Vaterländischen Geschichte erworben. Dem.
liiinstler wurde dafür auch mannigfache Auszeichnung zu 'l"heil.