Wir
Peter
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Nach und nach entünsserte er sich seiner vaterlänclischen Kunst-
weise gänzlich, und er steht ungßfähr auf der Stufe der besseren
Nachahmer des lVlichel Angeln. Jedenfalls übertrifft: er den Vasari
in der Zeichnung und Färbung_ obgleich ihm eine gewisse Tru-
clsenheit blieb, welche als Erhtheil der tuslaanischeil Schule he-
trachtet wird. In Italien sind Camlitds Werke selten. Im Chore
der Carmeliterliirche zu Brescia ist eine Ylerliiiiidignng, und im
Hause Bianconi zu Bulugna sah man vier Bilder von seiner Hand,
welche die vier Hauptllüsse Italiens vorstellen. Die längste Zeit
arbeitete er zu Florenz unter Vasari, welcher von 150i an im gruse-
herzoglichen Paluste beschäftiget war. Candiu) arbeitete nuclrum
1577 in demselben, und führte nusserdem für den Grossherzog
noch mehrere Cartuns zu Tapeten sius, welche in Flandern gie-
wcbt wurden.
Im Jahre 1578 kam der Künstler in die Dienste des Herzogs
Albert V. von Bayern, in dessen Leihvirache Curnelis, der Bi-ndvr
Cunditmfs Offizier war. Der Herzog starb aber schon in dem ful-
gendem Jahre, und somit beginnt seine ldiiitigkcit erst {lnter Wil-
hclin V., dem Erbauer der Jesuitenliirche in lYlLinchen (1583). Can-
dito hatte damals an H. van Achen und an Fried. Sustris Neben-
huhler, neben welchen er sich aber mit Ehren behauptete. Er
malte mehrere historische Darstellungen, welche in den Zimmern
des Hergogs Wilhelm und seiner Gemahlin Renate zu sehen
waren. Auch der junge Herzog Maximilian richtete SChun früh
ein Augenmerk auf ihn. Wilhelm V. gab ihm für seine Arbei-
ten eine jährliche Besoldung von 600 5., welche quartalweise zu
250 fl. flossen. In der Jesuitcnhirche sind zwei durch den Stich
von R. Sadeler bekannte Gemälde, den englischen Gruss, und. den
heill lguaz von Loyula vurstellend. VVilhelm V. ivar der Erste,
welcher diesem- Heiligen" einen Altar errichten liess, und sorgte
durch seine spanischen Jesuiten für ein' genaues Bilclniss dessel-
ben. Das Gemälde des heil. Andreas in derselben Birche hatte er
vollendet, indem Ch. Schwarz über der Arbeit starb. Der Engel
mit dem Wcilnvasser an den Stufen des Chores der Kirche wurde
nach seiner Zeichnung von Hubert Gerhard modellirt und in Erz
gegossen. Diess ist auch mit der Statue des Erzengels an der Fa-
cade der Kirche der Fall. L. Eiilian hat den Letzteren in Kupfer
gestochen. Bildnisse malte Candito wenig, wir hennen nur das
Portrait der Herzogin Magdalena, der TUClll6l' Wilhelm V., wel-
ches in Sclileissheim aufbewahrt wird.
Iiii Jahre 1596 iiberliess YVillielin V. die Regierung seinem
Sohne Maximilian I., und dieser Fürst eiriiannte den Künstler zum
Hiifnialer, da er bereits als einer der ersten Maler seiner Zeit galt.
lYlaximilian gab ihni einen Gehalt von 400 fl., und dann noch
weitere 100 ll. als Graiilicatiun für seine Arbeiten. Diese Summe
von 500 il. wurde ihm 16H auf Lebensdauer zugesichert, selbst
für den Fall einer Arbeitsiinfähiglseit. In diesem Jahre traf Ma-
ximilian I. Anstalten zum Bau der Residenz, und es wurde daher
dem Llnhnaler ein weiter Kreis der Tdiiiligkeit eröffnet. Er hatte
zugleich die Oberaufsiclii nher alle_bei dein Baue beschäftigten
Künstler, welche ohne seine Genehiniguiig keine Zeichnungen be-
nutzen durften. Ja die {Pßisleü Zeichiiuiigeirzu der malerischen
und plastischen Ausschmuckuiig wurden von ihm enrwerfeii. Der
Plan der Residenz rührt aber nicht von Caridim her, wie irrig enge-x
geben ist, gondern von Heinrich Schon, wie yvii- im Artikel dilßseg.
lYleisters nachgewiesen heben. Canditu halte jedoch ziigleiclii eine
den Titel eine: Hofarchitekten: Diese Auszeichnung W11! 9 111m
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