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wiesen wurde. Es wäre indessen ermüdend, alle die Kreuz- und
Querhiebe zu zählen, welche schon in öffentlichen Blättern auf
Wiuterhalter geführt wurden, aber ohne gehörige Wirkung zu
machen. Sein ltuf drang unaufhaltsam auch über die Gränzen
Frankreichs, unbekümmert um die üblen Nachlsliixige, welche vom
Tübinger Iiunstblatte ausgingen, und in den deutschen Ländern
das Urtheil gefangen nahmen, wobei wir aber keineswegs in Ab-
rede stellen, dass die Nachahmung dieses Meisters gefährlich wer-
den könne. Winterhalter malte auch das Bildnis: des Iiünigs und
der Königin von Belgien , so wie anderer hohen belgischen Herr-
schalten. In letzterer Zeit berief ihn die Königin Vihlßrla nach
London, um ihr Bildniss zu malen, Die Königin steht in reichem
Pßßlßitzug lebensgross mit einer leichten Krone auf dem Hauprß
in einer Landschaft, und hält eine Rose in der Hand. Dann malt,
der liünstler das Bildniss des Prinzen Albert in ganzer Figur. Co.
pien von diesen Bildern (in halber Figur) sah man 1851 im Iiry-
stallpalaste. Die Originalportraite sind in den königlichen Gemä-
chern aufgestellt, so wie jenes des kleinen Prinzen Edvvard von
Wales in Matrosenlileirlung. Hierauf erhielt der Künstler den Auf.
trag. ein grusses Familienbild zu malen, worauf die Königin, Prinz
Albert und die königlichen liinder sich befinden. Die höchsten
Herrschaften sitzen von den Iiindern umgeben auf der Terasse de;
VVindsorschlosses, und Alles ist vereiniget, um durch Farbenzau-
ber ein pompüses Ganze herzustellen. lm Jahre 18745 machte Win-
terhalter in London auch Studien zu einem grossen Gemälde für
den König Louis Philipp, welches die Ceremonien bei der Auf.
nahme der Ritter vom Hosenbaud-Ordcn vorstellen sollte. Die
Auslührung dieses Gemäldes scheint nicht zu Stande gekommen
zu seyrx, da Winterhalter noch 184? mit den Portraiten der eng-
lischen Iiiinigsfamilie beschäiftiget, und später für Louis Philipp
eine unglückliche Periode eingetreten wqr. '
Wir haben oben auf die Urtheile aufmerksam gemacht, welche
über die Werke dieses Künstlers gefällt werden, so dass sich Lqb
und Tadel die Hand reichen. Gemässigter und richtiger ist die
Beurtheilung im liunstblat) 1845 Nr. 64. Da heisst es, dass jede;
der Bildnisse dieses Künstlers individuell in Auffassung und Farbe,
und elegant arrangirt sei. Männliche und weibliche gelingen ihm
gleich gut, jedes ist Natur und Wahrheit. Die Bildnisse der lt
französischen Familie. und des Königs von Belgien geben eben
so viele Zeugnisse seiner Meisterschaft, als jene-des englischen
Iiiinigspaares mit den zahlreichen jungen Sprüsslingen, welche wie
lebendige Originale von den Wänden herabbllckc": Man nennt
den Iiünstler den Fürstenmaler, und den Fürsten unter den Pop.
Irnitinalcrn, welcher mit seinen Adjutanten Gräfle, Coblitz und
Boutibonne alle anderen Bildnissmaler in Schatten gestellt hat
Gefährliche Nebenbuhler hat er in Paris nicht, es müsste denn sein
Bruder Hermann als solcher zu fürchten seyn, oder Dubufe, we]-
cher mit erstaunlicher Technik und hoher Eleganz malt. Wappen
in Antwerpen tritt ebenfalls mit ihm in die Schranken, steht aber
dem Winterhalter und Dubufe an Eleganz der Anordnung nach,
und wird von unserm Künstler an Feinheit und Wahrheit des C9.
luritr überboten. VVappers malt zwar mit viel griissercr Leichtig.
heil, Winterhalter dagegen mit grüsster Ciewissenhalliglseil. Daher
die überlegte Anordnung, und namentlich die feinere Nuancirung
des Colorites bei jedem Individuum. Ubi pluriina nitent pauqi;
non ulllendar maculis.