Volltext: Vouillemont - Witsen [vielm. Witig] (Bd. 21)

KVinterhaltex' Q 
Franz". 
Xavier. 
5-17 
Grossherzogs Leopold, der Grosshcrzogin Sophie und des Mark- 
gratien Wilhelm von Baden malte. Diese Portraite erregten un- 
gewöhnliches Aufsehen, und erwarben ihm den Titel eines gross- 
herzoglich badischen Hofmalers. Jetzt fand er auch die Mittel, in 
Paris seine Ausbildung zu vollenden, wo das Genie dieses Künst- 
lers in lturzer Zeit allgemeine Anerkennung fand. Er ist seit 1334 
ein gefeierter Nlaler, welcher nach und nach alle seine Neben- 
buhler in Schatten stellte. Anfangs wechselte er mit Portraiten und 
lieblichen Genrebildcrn, welche als zarte Idyllen zu betrachten 
sind, in deren ausdrucksvollen Gestalten das Fleisch Blut in 
den Adern hat, und die Gewänder wie natürliche Stoffe erscheinen. 
Unter den Bildnissen des Künstlers machte 1835 jenes der Gräfin 
von Langenstein Aufsehen, da man es einer van Dyek würdig 
fand. Die schöne Dame erscheint in der vortheilhaftestcn Stel- 
lung, und aller Pieiz der Farbe ist über das Bild ausgegossen. 
Damals bediente sich der Künstler in der Lasirung des Asplialtes, 
machte aber nur einen weisen Gebrauch davon, so dass mit der 
Zeit den Gemälden kein Schaden entsteht. Ueber die Bildnisse des 
Künstlers wollen wir aber später handeln, und zuerst auf einige 
andere Werke aufmerksam machen, welche zu den vorzügliclisten 
Erzeugnissen der modernen Malerei gehören. Im Jahre. 1855 56' 
suchte VVinterhalter Italien und Sicilien, und bereicherte-sein 
Portefeuille mit trefflichen Aquarellzeichnungen, nach welchen er 
dann in Paris Bilder in Oel ausfünrte, welche südliche Gluth ath- 
man, und die üppigsten Formen zur Schau tragen. Zuerst malte 
er eine unter dein Bauine schlafende Albaneserin, und als Gegen- 
stück eine ruhende Italienerin mit dein Iiorbe. Diese Gemälde sind 
von grauer Kraft der Farbe, das erstere ein Bild der erquicltens 
den Ruhe im Schatten unter glänzendem Himmel. das andere ut- 
lienisehe Sonnengluth, welche nur durch einen Bauinast gebro- 
chen wirdi Die weibliche Gestalt ist ganz im Lichte, und auf die 
Hände fällt Schatten. Im Jahre 1356 malte Winter-halter die nea- 
politanlsclie Fisclierfainilie, welche sich dem Dolee far niente über. 
lässt. Diese Seene ist von der glühendstcn Mittagssonne beleuch- 
tet, und enthält so schüne und graziüse Gestalten in aller Rein- 
heit der Zeichnung. dass das Bild stets eine Augenweide seyn 
wird. Zu gleicher Zeit sah man "auf dem Salon eine italienische 
Mutter mit ihren hindern, liebliche Geschöpfe, von welchen be- 
sonder: die Damen entzückt waren. Die Franzosen waren von 
jeher grosse Verehrer der Muse des deutschen ltleisters, nur seine 
Landsleute legten zuweilen einen scharfen Maassstab der Critili an. 
Die gemäßigten Beurtheiler sagten nur, der Künstler bewege sich 
mit Grazie und Fioketterie im Genre, was eher ebenfalls einen. 
leichten Tadel enthält, da der Deutsche dem Deutschen das ku- 
kette WVesen übel nimmt, und es nur dem Franzosen tnachsielit. 
Im Jahre 1337 brachte aber Winterhalter ein Gemälde zur Ausstel- 
lung, von welchem der Stich nur den Schatten gibt. Es ist unter 
dem Namen desiDecamerone bekannt, und enthält auf einem Raume 
von vier Fuss im Garten eine Versammlung von jungen Männern 
und Frauen, welche auf eine Erzählung von Boecaecio horchen, 
In diesem Gemälde coiicentrirt sich Aninuth und- Seliöheit, gelst. 
volle Eleganz und Feinheit. Die Stellungen der romantisch und 
phantastisch gekleideten Figuren sind natürlich, und die auf dem 
Basen sitzenden Damen finden Gelegenheit, auf die ungezwungen- 
ste VVeiio ihre niedlich geformten Fiisse bewundern zu lassen. 
Keine Figur gleicht der anderen, und jede ist wunderschön: Dess- 
wegen nickten selbst die Pariser Deutschen dem Bilde Beifall 1-11, 
und nahmen es nicht sehr übel, dass der Iiunstler die Fusse mit. 
35'?
	        
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