Wilhelm
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Florenz.
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Pisa 133i. Das obere Geschoss ist etwas znriicktreibend angelegt,
und daher ist der Schwerpunkt nie gefährdet. Ob auf den Um-
stand, dass auf dem Wandgemälde des Antonio Veneziano im
Campo santo, welches den 'I'od des heil. Ranieri vorstellt, der
Thurm in perpendicularer Stellung erscheint, so viel zu legen ist,
wie Norder glaubt, lassen wir dahingestellt seyu. Nach seiner
Ansicht wäre der Thurm erst'im 15. Jahrhundert am stärksten ge-
sunlien. Dieses Ereigniss hätten gewiss die Chronisten und spä-
teren Schriftsteller als Merliwiirililieit berichtet. Irrig werden Dan-
te's Verse, Inferno, Canto XXXL, citirt. Sie beziehen sich nicht
auf den Campanile in Pisa:
Qualpare a riguardar la Carisenda
Sotto 'l chinato, quand' un nuvol vada
Sov'r essa si, ched ella incontro penda. l
Unter der Oarisenda versteht Dante den berühmten schiefen
Thiirin in Bologna, welchen die alten Familien Carisendi und
Asinelli gebaut haben.
Schliesslich bemerken wir udch, dass auch ein Johann von
Innsbruck alsBauiiieister des schiefenThuriiies genannt wird. Lord
Baltiinore fand nämlich in einer der Vorstäclie von Pisa eine ln-
schritt wie folgt: Johannes Oenipontaiius obiiquus vindex ohliqui
Pisis 1174-
Dieser Inschrift wurde Anfangs viel Gewicht beigelegt, und
man wollte glauben machen, Vasari hätte seinen Wilhelm den
Deutschen statt des Johannes von Innsbruck eingeschoben. Der
edle Tyruler Johannes sollte huclilicht... oder schief gewachsen
gewesen scyn, so dass er nach seinem Kai-per auch dem Thurine
die schiefe Richtung gegeben hätte. Diess ist sicher ein Absur-
dum, so wie auch die ganze Inschrift verdächtig ist. Man achtet
auch nicht mehr darauf. ' Eine andere Frage ist aber, 0b [Vleister
Wilhelm wirklich aus Innsbruck stammt. Vasari und andere nen-
nen ihn iiur Guglieliiio teilesco.
Die Existenz dieses lYleistei-s steht aber durch Tradition fest,
und er darf nicht mit dem Bildhauer und Baumeister VVilhelm (VVi-
ligelrnus) verwechselt werden, j-velcher _mit Nicolo da Ficarolo ag-
beitete, wie aus dem Artikel dieses Meisters zu ersehen ist. Auch
ein Dominikaner Bruder Guglielmus voirPisa ist von ihm zu uii-
tei-seheideri. Dieser fertigte mit Nieolo Pisano die Arca des heil.
Doininikus in Bologna, in welche 1235 die Gebeine des Heiligen
gelegt wurden. Im Jahre 1295 iuhrte er fur den Dom in Otvigtu
Basreliefs aus und 1504 arbeitete er in Pisa iur die Camaldoleii-
ser Iiii-clie. Dieser merkwürdige liiinstler, welchen Vasari nicht
kennt, stammt aus der Familie der Agnelli, und daher geben wir
unter diesem Namen in den Supplementen Nachricht. Er wurde
durch V. lYIai-chesi (Memorie dei piii insigni pittori, scultori e
ai-chiteiii Domenieani. Fierenzedßliötder hunstgeschichie anheim
gegeben. Fra Guglielmo starb im Kloster ßuonconvenüto beilllo.
logna 1515, nachdem er 56 Jahre das Gewand des heil. Domini-
cus getragen hatte.
Vvilllclm von FlOrBUZ, (KVillielmus Florentiuus); ein hqönc],
der Westminster Abtey zu London. war l-Iofrualcr Heinrich 111.
von Eliglnud (1116 1272). VValpule publicil-Le mehrere, Erlasse
des Königs an den Künstler, welcher dadurch den Auftrag erhielt.
das alle Schluss Windsor mit lYIalereien zu verzieren. In einem
Schreiben de A0. 1255- m. 5. ertheiltc ihm der Liöni den Auftrag.
das (Jlauslrunx des Schlosses mit einem künstlichen Elan-ich zu ver-