Wächter ,
Georg
Friedrich
VOB.
Eberhard
37
nier schnitt dazu den Revers. Im Jahre 1771 wurde Georg Chri-
stoph als Hof-Medailleur nach der russischen [Hauptstadt berufen,
wo die beiden Wächter mehrere Schaumünzen auf die Kaiserin
und auf Grosse des Reiches fertigten. Von G. Ch. Wächter haben
wir auch eine Medaille auf Voltaire von 1769, mit der stolzen Um-
schrift: wIl öte aus: natxons le bandeau de Perreurs. Diese Legende
fand Anstoss, und die Censur liess nur wenig Exemplilrß in die
NVelt gehen. Im Jahre 1770 wurde daher ein neuer Stempel ge-
schnitten. 9
Diese beiden Künstler starben vor 1789.
Waechter, Georg Friedrich Eberhard von, Hismriennhs.
ler, wurde 1762 zu Bahlingen bei Tübingen geboren, und sollte
als der Sohn eines Geheimrathes im Leben über dem Künstler ste-
hen, wesswegen ihn der Vater auf die hohe Carlssehule schickte.
Eberhard musste da fünf Jahre mit den Cameral-Wissenscha_ften
sich herumplagen, bis er endlich einsah. dass er zum Künstler,
und nicht zum Beamten geboren sei. Die Zeichenkunst hatte er
von jeher mit Vorliebe gepflegt, als Jüngling von" 19 Jahren ging
er aber nach Paris, um das Malen zu erlernen. Allein die Revo-
lution trieb ihn zum Glücke bald nach Rom, wo damals Carstens
noclrlebte, und dieser Meister war es, dessen Fussstapfen Wäch-
ter folgte. Er studirte mit ihm die Meisterwerke der alten Kunst,
und suchte in den Geist derselben einzudringen, Zahlreiche Corn-
positionen liefern den Beweis, wie sehr diess dem Künstler gelnn-
gen ist. Anfangs liebte er auch vornehmlich a-ntike Gegenstände,
Gestalten der griechischen Fahel- und Heroenvuzlt, und dann auch
biblische Charaktere, in welchen sich ein grossartiger Gedanke
ausprägen liess. Er verdankt es namentlich der Würde und dem
Adel seiner Gestalten, dass sein Name schon früh mit Ruhm ge-
nannt wurde, und dass er auch noch neben den Meistern jener
jüngeren Generation glänzt, welche als die Restauratoren der
neueren deutschen Kunst ein ezeichnct sind. YVächter übte auf
einige sogar einen belebehdenäiiilfluss, besonders in Wien, wohin
er sich aus Italien begab, da auch in Rom die Zeitereignisse der
Kunst störend entgegentreten. Er bildete in Wien mit Cum-ad
Eberhard den Uebergang zu der nächsten linnstelvoche, und regte"
besonders einige Schüler Fügeifs zu einem höheren geistigcuLc-
bcn an. Doch waren esnicht so fast die Gemälde, welcheden
Meister zu fx'ühem'Anseheu verhalfen, sondern vielmehr die Zeich-
nungen und Cartons. In diesen Werken spricht sich eine Fülle
von grossartigen und poetischen Gedanken aus, Geist und Gemiith
wird auf gleiche Weise befriediget. Doch behandelte er die Farbe
bis auf seine spätere Zeit immer nur als ein untergeordnetes lVlo-
ment, und auch der Technik widmete er erst in den Vorrücken-
den Jahren die gehörige Sorgfalt, Mehrere seiner Darstellungen
erinnern unwillkührlich an das Basrelief. Sein Streben ging auf
Intention; die Darstellung der Idee, den Ausdruck des ihr innen-
wohnendeix Gedankens. Hierin ist Wächter gross, und von die-
ser Seite wird ihm sein Ruhm nicht genommen werden. Er ist
aber lyrischer Natur, erstrebte nie eine grusse dramatische VVir-
kung. Das Cholerische ist ihm ferne, und Affekt darf man daher
in seinen Cornpositionen nicht suchen. Daher müchtexranch seine
sgäteren, in Färbung und Behandlung vollkonnunerexi Gemälde
vielen nicht modern genug erscheinen.
_Zu seinen früheren Werken gehören ausser einigen mylhm-
logischen und romantischen Zeichnungen, wie die Scencn aus
Obßfßn, kleine Gemälde'uiit bibligchcn Darstellungen, welche lIl