Volltext: Vouillemont - Witsen [vielm. Witig] (Bd. 21)

Wach , 
Carl 
Wilhelm. 
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schaftlich gebildeter Mann, und namentlich in der Kunstgeschichte 
erfahren. Seine Vorträge, die er Schülern gegenüber, und iin 
Kunstverein hielt, waren immer geistreich. Im Kunstblatt von 
Scliordsiiid Abhandlungen von ihm zu lesen. Grosse Verdienste 
erwarb er sich um die Gründung eines Ateliers für junge liünst- 
 ler. Er stattete es mit kostbaren Hiilfsniitteln aus , und betrach- 
tete  was selten vorkommt  den pecuiiiären Theil seines Ver- 
hältnisses zu den Schülern als etwas untergcorrlnetes. In Wachk 
Schule kannte man keinen akademischen Zwang, So wie Scha- 
dow, so liess auch er die Talente sich selbstständig "entwickeln, 
ohne ihren Flug zu hemmen. Darum ist in beiden Schulen Gros- 
Ses geleistet worden; Seine Schule fasst hauptsächlich religiös-christ- 
liche Momente auf, und strebt nach Einfachheit der Ideen. Strenge 
Zeichnung, vollkommene Durchbildung der menschlichen Form, 
der edle Styl der iilteren italienischen Meister, grosse Reinheit und 
Glanz der Färbung war zum Eigcnthuin der Schule geworden. Wach 
hatte diese Vorzüge aus Italien init sich gebracht, und sie auf 
seine zahlreichen Schüler vererbt. Das Streben nach dem Nack- 
ten war nie vorherrschend, doch- wurde auch in dieser Hinsicht 
Vorzügliches geleistet. Dagegen spielte das dekorative Element 
eine Xgrosse Rollepirvelches sich besonders  der dein 
Mittelalter entnommenen Gewänder, und in einem gewissen archi- 
tektonischen Styl der Malerei ausspricht. Das gediegene Studium 
des architektonischen Oriiainents karrrdabei dem Meister beson- 
ders zu Statten. Er ist in seiner Ar: eigentliüinlich und gross. 
Sowohl in den Zeichnungen, als in den Gemälden dieser Art zeigt 
sich eine reiche Erfindungsgabe. Die Schönheit der Motive und 
Stellungen , die gefällige Harmonie der Linien, die streng stylisir- 
ten Gewänder, die lebendigen ungebrochenen Farben, die magi- 
gßlieil Lichtspiele erwarben den Werken VVaCh's und seiner Schule. 
viele Lubreduer. Doch fanden sie auf der anderen Seite auch 
Tadel. Man musste zwar die eigenthümlichen Verdienste des Künst- 
lers zugestehen, wer aber _die Kunst in einer anderen Richtung 
verfolgte, und darnach seine Forderungen stellte, dem fiel in 
manchem Bilde Wachs die innere Nüchternheit, die Leerheit an 
Geist und Empfindung, und die Armutli an Charakter und Kraft; 
auf. Solche Stiinineii wurden laut, wir lassen aber dahingestellt, 
ob sie volle Berücksichtigung verdienen. Jedenfalls ist das Ur- 
theil von Tli. Mundt und L. Muhlbach (Berlin und seine liünm; 
184i S. 23.) über ihn zu hart, wenn sie in dem grossen Bilde 
mit der Taufe der liiiuler durch St. {Otto von Bamberg nur Leer- 
heit, Zeichnungsfcliltir, stumpfes und hartes Colorit finden, und 
glauben, dass nur ein Mann _in Amt und Wurden ein solches 
Bild malen könne, ohne fur seinen Ruhm zu zittern. Dieses mag 
allerdings den Anforderungen nicht durchhin genügen, man darf 
aber nicht vom Einzelnen vcrwerfend auf das Allgemeine schlies- 
sen. Uns scheint der Charakter der Wach'schen Schule richtiger 
aufgefasst zu seyii, wenn wir lesen, dass ihr Wcrth nicht im Üra. 
matischen und Innerliphen, was unmittelbar ans _Herz sprechen 
soll, zu suchen sei, sondern in deeorativer und architektonischer 
Behandlung lebendiger Formen, worin sich in anderer Weise Geist 
und Gefühl genügsam aussprechen kann. Hier ist; der Meiste;- 
reich, erfinderisch und eigenihiiinlich, und jedem steht es frei, 
seine Bilder für kirchlich und christlich zu halten, oder nicht. 
Gezviss ist, dass ihin der grosste Beifall zu Theil wurde. 
Wach starb zu Berlin 1845- In der Portraitsaminlung de: 
Hofmalers Vogel von Vogelstein zu Dresden ist sein Bildnisä. 1822 
von Vogel gezeichnet. Drache fertigte 1857 seine Statuctle- 
Naglerü Künstler-Lax. Bd. XXI. 3 
	        
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