Wach ,
Carl
Wilhelm.
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schaftlich gebildeter Mann, und namentlich in der Kunstgeschichte
erfahren. Seine Vorträge, die er Schülern gegenüber, und iin
Kunstverein hielt, waren immer geistreich. Im Kunstblatt von
Scliordsiiid Abhandlungen von ihm zu lesen. Grosse Verdienste
erwarb er sich um die Gründung eines Ateliers für junge liünst-
ler. Er stattete es mit kostbaren Hiilfsniitteln aus , und betrach-
tete was selten vorkommt den pecuiiiären Theil seines Ver-
hältnisses zu den Schülern als etwas untergcorrlnetes. In Wachk
Schule kannte man keinen akademischen Zwang, So wie Scha-
dow, so liess auch er die Talente sich selbstständig "entwickeln,
ohne ihren Flug zu hemmen. Darum ist in beiden Schulen Gros-
Ses geleistet worden; Seine Schule fasst hauptsächlich religiös-christ-
liche Momente auf, und strebt nach Einfachheit der Ideen. Strenge
Zeichnung, vollkommene Durchbildung der menschlichen Form,
der edle Styl der iilteren italienischen Meister, grosse Reinheit und
Glanz der Färbung war zum Eigcnthuin der Schule geworden. Wach
hatte diese Vorzüge aus Italien init sich gebracht, und sie auf
seine zahlreichen Schüler vererbt. Das Streben nach dem Nack-
ten war nie vorherrschend, doch- wurde auch in dieser Hinsicht
Vorzügliches geleistet. Dagegen spielte das dekorative Element
eine Xgrosse Rollepirvelches sich besonders der dein
Mittelalter entnommenen Gewänder, und in einem gewissen archi-
tektonischen Styl der Malerei ausspricht. Das gediegene Studium
des architektonischen Oriiainents karrrdabei dem Meister beson-
ders zu Statten. Er ist in seiner Ar: eigentliüinlich und gross.
Sowohl in den Zeichnungen, als in den Gemälden dieser Art zeigt
sich eine reiche Erfindungsgabe. Die Schönheit der Motive und
Stellungen , die gefällige Harmonie der Linien, die streng stylisir-
ten Gewänder, die lebendigen ungebrochenen Farben, die magi-
gßlieil Lichtspiele erwarben den Werken VVaCh's und seiner Schule.
viele Lubreduer. Doch fanden sie auf der anderen Seite auch
Tadel. Man musste zwar die eigenthümlichen Verdienste des Künst-
lers zugestehen, wer aber _die Kunst in einer anderen Richtung
verfolgte, und darnach seine Forderungen stellte, dem fiel in
manchem Bilde Wachs die innere Nüchternheit, die Leerheit an
Geist und Empfindung, und die Armutli an Charakter und Kraft;
auf. Solche Stiinineii wurden laut, wir lassen aber dahingestellt,
ob sie volle Berücksichtigung verdienen. Jedenfalls ist das Ur-
theil von Tli. Mundt und L. Muhlbach (Berlin und seine liünm;
184i S. 23.) über ihn zu hart, wenn sie in dem grossen Bilde
mit der Taufe der liiiuler durch St. {Otto von Bamberg nur Leer-
heit, Zeichnungsfcliltir, stumpfes und hartes Colorit finden, und
glauben, dass nur ein Mann _in Amt und Wurden ein solches
Bild malen könne, ohne fur seinen Ruhm zu zittern. Dieses mag
allerdings den Anforderungen nicht durchhin genügen, man darf
aber nicht vom Einzelnen vcrwerfend auf das Allgemeine schlies-
sen. Uns scheint der Charakter der Wach'schen Schule richtiger
aufgefasst zu seyii, wenn wir lesen, dass ihr Wcrth nicht im Üra.
matischen und Innerliphen, was unmittelbar ans _Herz sprechen
soll, zu suchen sei, sondern in deeorativer und architektonischer
Behandlung lebendiger Formen, worin sich in anderer Weise Geist
und Gefühl genügsam aussprechen kann. Hier ist; der Meiste;-
reich, erfinderisch und eigenihiiinlich, und jedem steht es frei,
seine Bilder für kirchlich und christlich zu halten, oder nicht.
Gezviss ist, dass ihin der grosste Beifall zu Theil wurde.
Wach starb zu Berlin 1845- In der Portraitsaminlung de:
Hofmalers Vogel von Vogelstein zu Dresden ist sein Bildnisä. 1822
von Vogel gezeichnet. Drache fertigte 1857 seine Statuctle-
Naglerü Künstler-Lax. Bd. XXI. 3