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1Vicar,
Jean
Baptisle
Czw.
warb er für sieh eine grosse Anzahl von Originalzeichnungen, wcl.
ehe er bis 1825 in ganzer Masse hesass. In diesem Jahre verkaufte
er einen Theil an die BriiderVVuodlJurn in London um 11000 SÜUIH
rumani, welche diese Zeichnungen mit anderen von A. Fedi, dem
Gehülfeiz des Commissarius, dem Maler Thomas Lawrenee iiber-
liessen. VVicar erstand aber dafür 182d den Rest der Zeichnungen,
welche Fedi noch als liunstheute bcsass, und vun diesen ging ein
Theil durch Vermächlniss des Iiiinstlcrs in das Museum zu Lille
über. WVir haben aber durch diese Angaben der Geschichte vorge-
griffen, und bemerken jetzt, dass Wicar von Rom aus sich nach
Neapel begab, wo ihn König Murat zum Hufnmler, und dann zum
Direktor der Akademie ernannte. Der Künstler verblieb bis 181];
in dieser Stellung, und führte [mehrere XVerke aus, deren sich in
Kirehennnd Palästen finden. In S. Franceseu di Paolu ist ein grus-
ses Altarbild von ihm, welches die Vermählung der heil. Jungfrau
vorstellt, und vom Künstler später in Ilom ausgeführt wurde. Auch
in der Cathedrale zu Perugia ist ein grosses Bild der Vermählung
Marieus. Unter den Bildnissen, welche Wicar zu Neapel malte,
nennen wir das Portrait des Königs Murat, welches Ant. Ricci ge-
stechen hat.
Von Neapel aus begab sich der Itiiinstler nach Florenz, wo ihn
die Zeichnungen zum Stiche des Galleriewerkel beschäftigten. Die
beiden letzten Bände erschienen erst 1821, zu einer Zeit, als Wicar
seinen Wohnsitz in Rom genommen hatte. Hier melte er 1820 das
grosse und berühmte Bild, welches Virgil darstellt, wie er dem Augu-
stus die Aeneide verliest, in dem Momente gedacht. als erdie Stelle;
Tu Marcellus eris ete., recitirt. Dieses Gemälde, welches Graf Som.
niariva in seiner Villa am Comersce aufstellte, erregte ausserordent-
liehen Beifall. Man fand das Culorit unbeschreiblich schön, und das
Ganze so vollkommen durchgeführt, dass man glauben sollte, YVicai-
habe in diesem Bilde ein Meisterwerk erster Gi-Össe geschaFfen. Al-
lein es dürfte nur die gut stylisirte Composition, und die glänzende,
glatte Aussenseite bestochen haben. OrlolT, I-listoire de la peiumre
en Itnlie II. 455, scheint das Werk richtiger zu beurthcileil, wenn
er sagt, dass Bild sei schön componirt und gemalt, aber die lirei-
dezeichnung dazu vorzüglicher. Die Zeichnung in seinen Gemäl-
den ist iiberhadpt nicht immer correht, obgleich der Künstler mit
der Feder meisterhalt und correht zeichnete. Im Jahre i835_ Vull-
endete Wicar ein Gemälde mit colussalen Figuren,- niintlieh die Er-
weckuilg der'Tochter der Wittvve von Naim. Wwvyvn sich die Sliilze
in der herzoglich Leuchtenbergüchen Gallerie zu München 13g-
findet. Das grosse Gemälde wurde als Ilauptwerk des Meisters er-
läliirt, und über das Bild des Virgil gesetzt. Doch fand es keinen
liiiufer, so dass es der Iiiinstler später mit seinen Zeichnungen
von alten Meistern dem Museum in Lille vermachte, wo man das
Gemälde seit 1856 sieht. Im Jahre 1850 malte er für den Ilerzog
Brucciano ein 11 Palm hohes und 3 Pplm breites Bild, welches die
Ilaupxmomentc des Lebens des Giovanni Bracciuno vorstellt. Den
Schluss machte Wicar 1855 mit seinem grossen Gemälde des Co-
riolun vor den Thoren Roms. Auch dieses Bild hat die Vorzüge
und Fehler des Meisters. Es ist von glänzender Färbung, und
zeigt die genaueste lieuntniss des Costiims. Wicar war überhaupt
ein gelehrier Iiüustler, welcher nur edle und würdige Gestalten
in historischer VVahrheit einführte.
Einen besonderen Ruf erwarb er sich auch durch die lleraiss-
gabe des flurentinischcix Gallcriewerlies, welches unter folgendem
Titel erschien: "lütbleaux, statues, bas reliefs et caunees de la Gallerie