Volltext: Vouillemont - Witsen [vielm. Witig] (Bd. 21)

Weyden , 
Bogier 
Vüil 
der. 
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und ungelenkere Formen, als sie B. van der Weyde sen. anzu- 
wenden pflegte. So wie nämlich das Coloril; weniger Kraft und 
'I'iefe hat, muss nothivendig die Zeichnung auf grössere, erllere 
Formen hinstreben, und in diesem Streben entweder ins Breite, 
Gediegene, wie bei  Mcssis gehen, oder mehr dem Zarten, Alle 
gemeinen und Idealen sich zuwenden, wie die Roger van der Wer]- 
den gethan. Es lässt sich daher erklären, wie Roger zu den scho- 
119", idealen Formen gekommen ist, welche die drei früher im Be- 
sitze des H. van Houtem zu Aachen, jetzt im Städelscheil Institute 
befindlichen schmalen Bilder, die Madonna, die Veronica, und die 
Dreieinigkeit aus dieser idealen Richtung hervorgehen konnten 
und mussten. Das Fragment einer Kreuzigung daselhst, der linke 
Schiicher mit zwei zu dem Todten aufhlickenrlen Figuren, ist of- 
fenbar nur der vollendete Ausdruck des vollkommen ausgebildeten 
Styles dieses Meisters. Auch ein anderes Bild der Frankfurter 
Sammlung, welches im Cataloge des Institutes einem Cölner Mei- 
ster zugeschrieben wird, demselben nämlich, den man in München 
und Cöln für identisch mit Jan Schoorel hält, und dem die neuere 
Kunstkritik den Namen Schoorel absprechen will, scheint eher dem 
Roger van der Weyden, als irgend einem anderen Meister anzu- 
ehoren. Es ist dieses bestrittene Bild ein Altarblatt mit Flügel- 
Eildern. Das Mittelstück stellt die Jünger vor, wie sie den vom 
Kreuze abgenommenen Heiland beklagen. Die Veronika auf dem 
linken Flügelbilde hat sehr wenig Aehnlichltcit mit der bekannten 
Veronika aus der Cölner Schule in der ßoissereekchen Sammlung, 
dagegen hat die Maria im blauen Mantel auf dem Mittelbilde 
die unverkennbarste Aehnlichkeit mit der Maria des Johann von 
Calcar in München. Eben so habenalle übrigen Figuren den 
Charakter und die Formen der vlämischen Schule, und unterschei- 
den sich von den Bildern van Eyclüs nur durch die entschiedene 
hellere, bliiuliche Farbe, durch breitere Behandlung der Zeichnung, 
und durch das sichtbare Bestreben, den den vliimischen Malern 
angebornen derhereu und realeren Charakter der Figuren zu idea- 
lisiren. Es wäre darum bei diesem vorherrschenden Charakter der 
hellen und bläulichen Richtung der Flamänder Schule nach J. van 
Eyck nicht unwahrscheinlich, dass dieses Bild im Wetteifer mit 
Q, Messis, welcher denselben Gegenstand in ähnlicher Weise be-, 
handelte, entstanden sei. Dannaber kann es nicht wohl von 
einem anderen Meister als von Ilogier van der Weyden gemalt seyn; 
denn die Zeichnung des van der Mexre hat eben so wenig, wie 
die des H. van Goes Aehnlichkeit mit diesem Gemälde, und die 
Schule von Calcar hat in ihren früheren Formen mehr Schärfe in 
den Linien. Johann von Calcar selbst, mit dessen Werken das 
Bild noch am ehesten Aehnlichkeit hiitte, ist aber nicht mehr so 
ganz deutsch, wie der Meister es seyn musste, der dieses Bild ge- 
malt hat. Passavant schreibt es dem Maler des Todes der Maria 
in München zu, welcher früher als Jan Schoorel angegeben wurde; 
allein die Aehnlichkeit ist nicht grösser, als ein_ Bild von Gilt-reg- 
giu mit einem solchen von Michel Angele haben kann. Sobald 
man die bestimmte llichtutig der Manier des Rogier van der Wey- 
den nur einmal begriffen hat, ist es wohl eben so unmöglich ohne 
nhsichtliclie Verletzung des richtigen Gefühls und der deutlichen Un- 
terscheidungsinerkinale ein Bild von der VVeise Bogens dem ver- 
meintlich fälschlich sogenannten Schcorel  zuzuschreiben, als etwa 
jilääii 
a) De!" imtArtlkel des J. Schoure] genannte Schorle, von wel- 
 Chem wu- eiuxBild der Iircuziglurlg Christi erwähnt haben, 
Naglcr-fKünstler-Lax. Bd. Xjil, 2;;
	        
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