WVest,
Benjamin-
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kam West nach Philadelphia, und wurde daselbst, während er eine
Aussicht auf den Fluss mit den Schiffen malte, mit dem Maler
Williams bekannt, welcher ihm die Werke von Ilichardson und
Dufresnoy lieh. Diese Schriften erfüllten ihn mit Begeisterung fiir
seine Hunst, und trugen viel zu seinem Fortschritte bei. Nach
seiner Zuriickkuiift nach Springfield gab ihm ein Schreiner Stücke
von alten Meiibeln, auf welche er verschiedene Darstellungen
malte. Diese Skizzen wurden in der Folge von den Amerikanern
sehr gesucht, und zu ungeheueren Preisen bezahlt. Von Spring-
field aus begab sich West nach Chester-County, wo er eine Reihe
von Bildnissen malte, und auf Zureden des Mechaniker: William
Henry der Historienmalerei sich widmete. Der Gegenstand seines
ersten Gemäldes war der Tod des Sokrates nach Plutarch's Erzäh-
lung, welche ihm Henry ins Englische übersetzte. Als Historien-
maler war ihm die Pienntniss der alten Geschichte von Nutzen,
und somit kam er auf l-lenrfs Verwendung zum zweiten Male nach
Philadelphia, um bei dem Probst Smith alte Sprachen zu erlernen.
Endlich erreichte West ein Alter von sechzehn Jahren, und es
ward wegen seiner künftigen Bestimmung eine allgemeine Bera-
tliung der Quäcker gehalten, worin nach vielem Hin- und Her-
reden entschieden wurde, dass er sich der Malerkunst ausschliess-
lieh widmen sollte. West begab sich daher 1700 von Philzidelphia
nach Livorno, wo er Empfehlungsschreiben an viele der ausge-
zeichnetsten Personen Roms erhielt. Durch diese ward es ihm leicht,
vertraute Verhältnisse mit Mengs, Battoni, und anderen römi-
schen Künstlern anznkniipfün. Nachdem der Iiiinstler einige Zeig
in Rom zugebracht, und sich ungefähr auf jene Stufe geschwun-
en hatte, auf welcher der Franzose David stand, kehrte er wie-
der nach Livorno zurück, und trat dann eine weitere Reise nach
Florenz an. Hier setzte er seine Studien in der grossherzoglichen
Gallerie mit solchem Fleisse fort, dass seine Gesundheit litt. Auch
andere Städte Italiens besuchte er, endlich aber reiste er durch
Frankreich nach England, um in London sich unizusehen. Da
schien ihm Anfangs das Gliick wenig zu lächeln, und er wollte wic-
der nach Amerika zurückkehren, als ihn die berühmten Maler Rey-
nolds und Wilson beredeten, in England zu bleiben, wo er zu-
letzt auf die ganze Richtung der Kunst Einfluss gewann, so wie auf
ihn selbst die Bühne wirkte. _Er ist aber einer derienigen Iiiinsr-
1er e), welche in ihrer runiantisch-histnrischen Richtungder freig-
ren Bewegung der Kunst, und demßuruckgehen auf einfach m]-
tiirliche und ergreifende Gefiihle wenigstens die Bahn offneten, und
wenn auch nicht von selbstständig hoherer Bedeutung, doch mehr
als andere zu der liunstepoche der Gegenwart herüber leiiererh
West hat aber die noch so junge Pflanze der englischen Maler-
schulc im Jahre 1768 in das Treibhaus einer Akademie eingepfercht,
und nach Waagen, Ii. u_. K. I. 235, beweisen seine Werke, wg-
nigstens die in der Gfilllerie zu London, dass er ein wahres Pracht-
Exemplar eines Präsidenten einer solchen Anstalt gewesen ist, da
er durch Beispiel und Lehre den wilden, phantastischen Natur-
wuchs der jungen Hunstpilanzen bei Zeiten mit der akademischen
Scheere nach den vorgeschriebenen Regeln zugestutzt hat. Die
Wahrheit der Worte: avdßf Geist belebt, der Buchstabe töcltetnt
sagt Waagen, wird einem durch diese Bilder recht zur Anschauung
gebracht. Obgleich darin alle akademischen Regeln durch Compu-
Wie J. Reynolds, G. Romney, J. Bary,
cote, Th. Stotkhard, B. Westall u. a.
North-
Opiß.