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Wernher
oder
Werinhev.
erwähnte Rauchfasv. Wenigstens wissen wir urkundlich, dass We.
rinher ein kunstreiches, metallene: Waschbecken gefertiget habe,
Der jüngere XVerinher lebte unter Abt Rupert, welcher 1186
Starb. Dieser lVliinch hatte den Beinamen Scholasticiis. und muss
Vielleicht von einem anderen, anscheiiilich älteren Mönche oder-
Bruder unterschieden werden, dessen Existenz wir aber nur ver.
niuthen. Der Schulasticus hatte als Schulvorstand wahrscheinlich
nicht die gehörige Masse, um die Kunst in solcher Ausdehnung
zu üben. wie angegeben ist. Ein VVerinher verfertigte Geschmeide,
goss Gefiisse in Erz, und verstand die Pracht der Farben in Glas
zu schmelzen. Fünf von ihm gemalte Fenster waren der Stolz der
Tegernseer Mönche. Darin sind vielleicht die Anfänge der eigent-
liehen Glasmalerei in Bayern zu Sllßllßll- Glasmosaikeu und Fen-
ster in bunten Gläsern waren schon ein Jahrhundert früher in
Anwendun gekommen. Schon Abt Gesbert halle eine Glashiitte
angelegt, die unter Bei-inger Q1012) bereits in so_ blühendem Zu.
stnnde war, dass der Bischof von Freising und eine Abtissin Be-
ltellurigen machten. Noch in später Zeit sah man im Iii-euzgange
des Klosters Wappen der alten Geschlechter in die Fenster einge.
schmolzen. Die Geschmeide" Guss- und Glasarbeiten mussten a].
lein die 'I'hiitigkeit eines Mannes in Anspruch nehmen; wir finden
aber noch andere VVerke einem Werinher beigelegt, und dieser ist
wohl jener YYerinherus Scholnsticus. welcher als Zeichner, Male;-
und Dichter erscheint. Man keimt weder Abstammung, noch Jahr
und Ort seiner Geburt. Auch von seinen Schicksalen liisst sich nur
wenig erfahren. Aus Briefen von ihm und anderen geht aber hervor.
dass er im Kloster zu Tegernsee erzogen und gebildet wortlen,
und dass ihm als Mann grosse Unbild zugestossen sei. Er dichtete.
und schrieb eine Anweisung zur Dichtkunst. Dann nennt er sie],
als Verfertiger eines Lobgedichtes auf die heil. Jungfrau vom Jahre
1175, Der Superintendent Oetter hat (lieses Gedicht 1802 in den
Druck gegeben. Eine bessere Bearbeitung findet man aber in lloff.
manifs Fundgruben II. 145. Man schreibt ihm auch ein lateini-
sches Gedicht in der dramatischen Form jener Zeit zu, ein nludu,
pasclialisu- von der Ankunft und dem Untorgange des Ahiißhfiätc,
Dr. Massmniin legt ihm auch ein lateinisches Friihlingslied, und
noch Anderes bei. Werinher war aber auch Zeichner und IYIa-
ler. Die Iilosterchronik besagt, dass er eine liartengezeichnqt
habe, welche Günther (Westenriedefs Beiträge I- 115) Üfr die l'en-
tiiigerische hält. Von griisserer Bedeutung sind aber die farbigen
Zeichnungen, mit welchen er sein Loblied auf die heil. Jungfrau
geschmückt hat. Dass sich der Dichter selbst Wernher nenne, und
darunter der Scholastieus zu verstehen sei, haben wir bereits er.
erwähnt. Dieses Werk ist in einer Copie, welche nach der neu-
äothischen Schrift nicht vor Anfang des 15. Jahrhunderts entstan.
en seyn kann, auf unsere Zeit gekommen. Der k. preussische
General-Pustmeister von Nagler hat das ManuscriPt erworben, und
es befindet sich jetzt im Cabinet zu Berlin. Dr. hugler nahm diese
Ilandschritt zum Gegenstande einer Abhandlung, welche unter fol-
gendem Titel erschien: Dissertatio de Werinheru. saaculi XII. Mo.
xiacho Tegernseensi, et de icturis minutis, quibus carmen suum
theodiscum de Vita B; V. ornavit. Berolini 1831. Der Codex
hat 91 Blätter in kl. 4., und auf jeder Seite 22 Verse. Die 85 Bil-
der nehmen über die Hälfte einer Seite ein, und befinden sich mit-
ten zwischen dem Texte, bisweilen sogar mitten in einem Satze,
so dass der Dichter sogleich die rechten Momente fiir eine bild-
liche Einschaltung aufgeerillen und benutzt hat, Die Umrisse sind
schwarz .und roth, nämlich so. dass durch die Wahl der Farben