Werner ,
Carl.
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Tusch und Aquarell, und die Zahl dieser meisterhaften Zeichnun-
gen vermehrte sich m der Folge der Art, dass Werner eine ganze
Gallerie "einrichten konnte. Viele erwarb Dr. Puttrich, welcher 1834
den Plan fasste, die Denkmale der Baukunst des Mittelalters her-
auszugeben, sich aber dann auf Sachsen beschränkte. Dieses Werk
er's-Chic" V00 1857 an mit Stichen und Lithographien nach Zeichnun-
gen von C. Werner, C. Sprosse, E. Kirchner, C. Patzschke u. A.
Auch ID Puttrich's Werk über Schulpforte, Leipzig 1353 , ist die
innere Ansicht der Kirche nach seiner Zeichnung von Schlick li-
thographirtt). Im Jahre 1855 begab sich Werner als k. sächsi-
scher Pensionär nach Italien, wo er den reichsten Stoff für seine
Kunst fand. Schon 1834 galt er in Rom als Künstler ersten Ban-
gcS, da seine Bilder in Oel und Aquarell die interessantesten An-
haltspunkte gaben. Er zog nicht allein die Architektur in seinen
lireis, sondern wählte auch eine sinnreiche Staiiage, welche theils
ins Mittelalter zurückgreift, thcils im modernen Volkslebcn wur-
zelt. Anfangs stellte er gerne architektonische Denkmäler in Rom
und der Umgebung dar, dann aber fand er sich in Venedig an-
gezogen, und ein neues Feld öffnete sich dem Künstler in Sicilien,
wo die sarazenischen Denkmale seine Iiunst in Anspruch nahmen.
Im Jahre 1353 vollendete er in Rom ein wahrhaft staunenswerthes
Bild in Aquarell, welches den Marktplatz in Piperno vorstellt, mit ei-
ner schün erfundenen und geistreich durchgeführten Staifage. Dieses
Bild ist von solcher Kraft und Wahrheit der Färbung, dass es
neben Oelbildern nichts an VVirlsung verliert. Hierauf-be leitete
Werner den österreichischen Archäologen Dr. E. Melly nacli Cor-
neto , um die Nekropole des alten Tarquinii zu untersuchen und
zu zeichnen. Bei dieser Gelegenheit zeichnete er auch die alten
Wandmalereien in den Gräbern, da Melly die Herausgabe dersel-
ben projektirte. Im Jahre 1840 vollendete er zwei ausgezeichnete
und grosse Aquarellbilder, welche Venedig zur Zeit seines. Glan-
zes, und in seinem Verfall vorstellen, als solche un emeine Pracht
der Architektur und des Lebens, und die stummen äeu en altern-
den Ruhmes mit_ modernem Getriebe schildern. Das Bild Venedigs,
wie es war, ist für F. Hohes neue Malwerke aus München (1842)
von Karst lithographirt, roy. fol.
Ein anderes grosses Bild in Aquarell gibt in prachtvoller ar-
chitektonischer Umgebung die Scene aus Shakespeares Kaufmann
von Venedig, wie Shilok an Messer Antonio den Schnitt machen
will, aber der Spruch des Richters die blutige Lust des Juden
hemmt. Die zahlreichen Figuren sind Portrait, so wie alles Uebrige
nach der Natur gemalt ist. im Jahre 1842 brachte VVerner in Rom
ein fünf Fuss hohes Aquarellgemälde zur Ausstellung, und erre te
durch die grosse Kraft und Frische der Färbung a lgemeine ge-
wunderuug. Es stellt den Dogenpalast der, mit em Triumphzu e
des Dogen Contarini. Unter den Aquarellen aus dem Jahre ißäö
leuchtet besonders eine hervor, das Innere des Saales der Zisa in
Palermo, mit charakteristischer Staifage aus dem sarazenischen
Staatsleben.
Werner malte in den letzteren Jahren zwar meistens in Aqua-
rell, übte aber fastmit gleicher Kunst auch die Oelmalerei." Als
v
Die vielen Zeichnungen, welche Dr. Puttrich bcsass, kamen
1348 mit der Kunstbibliolhek in Leipzig zur Versteigerung:
Catalog der dem Dr. Puttrich gehörenden Kunstbibliothek
xind Kunstsammlung, Leipzig 1848, 8- Dieser Cß-Ißlßg ist
für den Freund der mittelalterlichen Baukunst interessant.