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Wenng ,
Carl
Friedrich.
solcher Reinheit gravirten. Die Blätter dieser Art, welche er im
Verlaufe der Jahre ausführtc, belaufen sich an tausend. Darunter
sind zehn Hefte mit biblischen und allegorischen Compositioneu.
wvclche er ungefähr in der Weise A. Dürer's entwarf, und auf
Stein gravirte, gr. [l- Dieses Werk ist bereits selten geworden; be-
sonders in vollständigen Exemplaren.
Im Jahre 1857 begab sich der Künstler von München wieder
nach Stuttgart, Wo er Unterricht ertheilte, und Zeichnungen und
Gemälde ausführte. Es finden sich Landschaften, historische Dar-
stellungen und Genrebilder in Oel von ihm. In Stuttgart arbeitete
er auch ein Werk über Perspektive aus, welches noch in Irlandschrift
vorliegt. Auch viele Aufsätze über Iiunst sind im Manuscript ge-
blieben, so wie seine poetischen Versuche. Wennc ist ein wissen-
schaftlich gebildeter Künstler, dem auch bedeutende Sprachkennt-
nisse zu Gebote stehen. In Stuttgart kam er zuletzt auf eine neue
Erfindung. auf den liunstdruck ohne Presse, welcher m drei Ab-
thcilungen besteht: im Kunstdruck mit Mechanismus, in der Spin-
gelbildaulfassung und Darstellung, und in einer neuen Handzeich-
nungsmethode. Der Druck- und Zeichnungsstod, welcher schwarz
und farbig ist, ist zur Producirung ebenfalls neu erfunden, un-
auslöschbar auf Wand und Papier. Durch eine einfache mecha-
nische Vorarbeit kann die Vervielfältigung der Blätter bewerk-
stelliget, und demnach ein und derselbe Gegenstand, ohne Presse
und ohne Platte in beliebigen Exemplaren hervorgebracht und
plötzlich vergrössert werden. Durch die Spiegelbild-Auffassung
sieht man sich in den Stand gesetzt, menschliche Figuren und
Gesichtsbildungen, auch andere Gegenstände in Lebensgrösse,
oder in kleinerem Maassstabe auf das Papier zu bringen. Die
Auffassung der Objekte wird indessen nicht durch optische Glä-
ser", nicht durch Lichteindruck bewirkt, sondern sie gründet sich
auf ein anderes Princip, nach welchem es dem Künstler möglich
wird, das Bild des Spiegels festzuhalten, und dasselbe auf dem,
Papier zuerst in kaum sichtbarer Auflage (I-lauchbild), und dann
bis in das Vollendete hervorzubringen. Doch gehört hiezu immer
die Hand eines Zeichners, undlje geschickter dieser ist, desto
vollkommener wird das Bild. Die freie Hundzeiehnung bleibt hier
ohne mechanische Beihülfe, allein dem Künstler wird sowohl durch
den Stoff als durch das Zeicheninstrument eine Fähigkeit an die
Hand gegeben, dass ihm schon nachdem ersten Versuche die voll-
ste Ueberzeugung werden muss, auf diese Weise schneller und
besser, als mit lireide oder Bleistift, besonders Kunststudien, und
grössere akademische Akte, anfertigen zu können. Es können also
alle drei Theile, oder ein jeder für sich allein behandelt werden,
und immer wird eine Iiunstarbeit daraus hervorgehen, welche, da
sie nach Wenngk Behauptung weder Zeichnung noch Druck ge-
nannt werden kann, ein für sich bestehendes eigenthiimliehes
Kunstwerk bildet. Das Papier zum liunstdrucl-t bedarf durchaus
keiner Vorrichtung, es ist im reinen, trockenen Zustande zur so-
fortigen Verwendung geeignet. Wenng arbeitete 1847 in München.
wo er sich seit dieser Zeit befindet, eine Schrift über seine Erfin-
dung zum Drucke aus: Geschichte und Leistungen der neuen Er-
findung Iiunstdruck ohne Presse etc. München 1848. worin in
18 Abschnitten über die Fähigkeit und Anwendung seiner liunst ge-
handelt wird. Die Erfindung ist aber noch Geheimniss, so dass über
die lWIanipulation und die Art der Hervorhringung der Zeichnungen
und Abdrücke nichts verlautet. Das Resultat seiner liunst ist aber
durch viele glückliche Proben entschieden, und die Nützlichkeit
der Anwendung derselben augenfiillig. Die Erscheinung, sowie die