E30
YVeinbrenner ,
Friedrich.
Ueherreste der tilten Baukunstßufzusuclien. In Sicilien staunte e,
die mächtigen griechischen Bauten Pästums an, an welchen ihm
die Formen der römischen Baukunst in ihrer Einfachheit bei schwq-
reii iVlassen erschienen. Weinbreniier kam überhaupt iiber den
Kreis der alten römischen Kunst nicht hinaus, und sie war ihm
maassgebend in allen Verhältnissen. Das Gepräge derselben drückt
sich in allen seinen Werken aus, theilweise in grosser Nüchtern.
heit, so dass z. B. seine vielen Bauten in Carlsruhe monoton und
leer erscheinen. Die edelste Bliithezeit seiner Kunst, welche sich
in den griechischen Werken aus der Periode des Perililes abspie-
gelt, blieb ihm noch fremd, da er die Formen der antiken römi-
6011011 Architektur als classisehe Grundlage nahm. Erst Schinkel
hat den reinen Styl, den lebensvollen Organismus der griechischen
Iiunst zur Anschauung gebracht, was fiir die Architektur von du.
weitesten Tragweite war. Man muss sich daher nicht beirren las.
sen, wenn in früheren Werken über Baukunst Weinbrenner als
Vlficderherstellcr der klassischen Kunst bezeichnet wird. Sein Sti-ß.
heii war indessen von griisster Bedeutung, und die Schule, welche
er gründete, Vßfwaltete gewissenhaft das anvertraute Gut._ Viele
Schüler übertrafen aber den Meister, da der Gesichtslsreis von
Jahr zu Jahr sich erweitert hatte.
Weinbrcnnei- gab schon in Rom Unterricht in der Baukunst.
und wies mit Beharrlichkeit auf die Werke der elassischen römi-
sehen Architektur hin. Die Restaurationen, welche er in genauen
Zeichnungen vernahm, trugen viel zur Läuterung des Geschma-
ekes bei, wendete aber den Sinn von den Werken der mittelalter-
liehen Kunst ab. Der romanische und gothische Styl blieb unhe.
achtet. Alle Compositionen des Meisters antikisiren. Die Pläne,
welche er in Italien ausgeführt hatte, namentlich auch seine per,
spelitivischtrn Ansichten mitStalTa c, fanden bei seiner 1797 erfolg-
ter Ankunft in Carlsruhe grosse äewunderung, es wurde ihm aber
nur eine geringe Anstellung zu Theil. Er verliess desswegen nach
einiger Zeit das Vaterland, nnd zog mit seiner Gattin, einer ge_
imrnen Arnold, nach Strassburg, wo er Gelegenheit fand, sein
Talent von glänzender Seite zu zeigen. Er fertigte den Plan zum
Ivlouumente des Generals Desaix bei Straßburg, zu jenem de,
Generals Beaupuy bei Neubreisach, den Entwurf zu dem vom fran_
zosisehen Direktorium projektirten National-Denkmal der Repu_
hlik auf dem Platze des Chäteau de Trompettes in Bordeaux, und
den Plan zu einem 180i in Strassbur projektirten FFIEdEHSdOnk-
mal. Diese Cornpositionen gründeten gen Ruhm ides Meisters, und
er wurde unter vortheilhaften Bedingnissen nach Hannover berufem
lWeizihrenner war schon entschlossen, einem fremden Hofe Seine
Dienste zu weihen, als die edle Gräfin von Hochberg seine Am
stcllung als Ääziuinspektor in Carlsruhe bewirkte. Hier öffnete sie],
jetzt dem Künstler ebenfalls ein glänzender Wirkungskreis, und
er nahm in der Folge die höchste Stelle seines Faches ein. Nach
Miillefs Tod ernannte ihn der Grossherzog Carl Friedrich zum
Ober-Baudirektor des Landes. Auch Ordens-Decorationen fehl-
ten nicht. Er wurde zum Ritter des Züliringer-Orilens, und zum
Cvminaiiileur des Hesseii-Darmstädtischen Verdienstorclens ernannt
Was Czirlsruhe jetzt in seiner schönen Umwandlung ist. muss
grossentheils als Weinbrenners Werli angesehen werden. Er baute
die neue katholische und lutherische Kirche, die Synagoge, (135
Rathhaus, das Theater, das Ettlinger Thor, das Palais der Reichs-
gyriifin von Hochberg, das Gartenpalais der ltlai-ligrüfin Friedrich,
die altere Caserne etc. Die Stadt wurde nach seinem Plane ervrci-