WVatelet,
Claude
Henry.
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1m Jahre 1762 unternahm er wieder eine Kunstreise, und zwar
in Begleitung der iVllllß- le Comte, und des Abbe Copette, seines
ehemaligen Lehrers. Schon kurze Zeit vorher hatte er eine Reise
nach Holland und den österreichischen Niederlanden unternommen,
um die NVerke von Rubens und van Dyck zu studireti. Diessmal
ging aber der Zug wieder nach Italien. Watelet fand überall die
ehrenvollste Aufnahme. Selbst der Iiönig von Sardinien, der Papst
und der Cardinal Albani schenkten ihm Aufmerksamkeit. Win-
ckelxnann ward ihm Freund, und gleichsam ziveiter Lehrer. Früher
kannte dieser den französischen Schöngeist nicht persönlich, und
bedauerte es später in einem Briefe an Berendis d. d. 15. Mai
1764, dass er Watelet's Schriften nicht hofxnässiger critisirl hatte.
Ueber diese zweite italienische Reise erschien in Rom ein kleines
Werk: Voyage de Mr. WVatelet, PAbbc Copette et Mmv- le Comto
en Italic, 50 Blätter in 8. darunter 12 Radirungen von Weirotter,
und 12 Cartouchen als Einfassungen italienischer Sonetten. Der
Text ist von Watelet besorgt.
Nach seiner Rückkehr aus Italien wurde Watelet an die Stelle
des Mirabeau sen. zum Mitglied der französischen Akademie er-
wählt, und er verfolgte jetzt seine literarische und artistische Lauf-
bahn mit aller Ruhe, bis ihn das Unglück traf, einen grossen Theil
seiner Güter zu verlieren, wovon er den edelsten Gebrauch ge-
macht hatte. Der Abbd Terrai hatte an ihm einen Gewallsstreich
geübt, dem Künstler blieb aber die öffentliche Achtung, und seine
mächtigen Freunde waren ihm noch wärmer zugethan. Von dieser
Zeit an beschäftigte sich Watelet mehr als jemals mit den bilden-
den Künsten. Er fertigte viele Zeichnungen, und arbeitete in ver-
schiedenen Manieren in Kupfer. Diese Bemühungen waren wohl
die Ursache, dass sein Dictionnaire des arts de peinture, sculpture
et gravure unvollendet blieb. Den Schluss bearbeitete Levesque,
welcher aber schon früher thätigen Antheil daran genommen hatte.
Watelet starb 1786, und 1792 erschien das Werk in 5 Bänden.
Ueber Theorie und Geschichte der Kunst hatte sich früher kein
französischer Schriftsteller gründlicher verbreitet, und dass er mit
seiner Critik ehrlich verfuhr, beweiset der Tadel, welcher der va-
terländisehen Kunst anderen Schulen egenüber nicht sellten zu
Theil wurde. J. J. Taillasson und A. Millin traten in seine
Fussstapfen, mehrere Andere beuteten nur das Werk von Watelet
und Levesque aus. H. Heydenreich hatues für Deutschland nicht
am bessten hergerichtet: Aesthetisches Wörterbuch uber die bilden-
den Iiünste nach C. H. Watelet und Levcsquej mit nöthigen Ab-
kürrungen und Zusätzen fehlender Artikel kritisch bearbeitet.
4 B..Leipzig 1792 - 95.
Näheres über.Watelet berichtet Vicqe d'Azy im Eloge dessel-
ben, welches dem ersten Bande des Dictionnaire des arts vorge-
druckt ist.
Eigenhändige Blätter.
Watelet hat viele Blätter (gegen 200) geistreich radirt, auch
gestochen und geschabt. Sie gehören meistens zu den Seltenheiten,
da sie nicht in den liunsthandel kamen.
l) Claude Henry Watelet, im Schlafrocke am Fenster stehend.
Nachahmung von Ptembrandfs Bürgermeister Six, fol.
2) Claude Henry Watelet, Brustbild nach C. N. Cochin, ä.
3) Marguerite le Comte, Maitresse du Moulin-joli, nach Co-
chin 1753, 4.
4) Mad. . . am Tische mit der Reisfeder (MIM- le Comte), 4-