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YVappcrS ,
Gustav.
ihn an Feinheit und Eleganz iibertrillt. Unservliiuiisclie Meister
malt aber mit noch grösserer Leichtigkeit, und Stellt all lifllfl der
Darstellung und des Colorits nicht zurück.
Wappers lebte nacliiseiner- Rückkehr von Paris einige Jahre
in Antwerpen der liuust, und malte mehrere Bilder, welche ihn
aber nur in einem engeren lireis bekannt gemacht hatten. VVii-
nennen unter diesen das gefalleneMäidchen an der-Wiege im liiim.
xiierlein sitzend. Es ist dicss die harmonische Schöpfung eines jiin-
gen Künstlers, gedacht und überall abgerundet, nur in technischer
Ilinsicht mit seinen späteren Werken nicht zu vergleichen. Aehnli-
clie Bilder findet man noch mehr von ilini, seinenhBuf gründete aber
1330 das grosse Gemälde, welches den Burgermeistcr van der Wm-f
von Levdeii darstellt, wie er bei der Belagerung der Stadt durch die
Spanier" dem ausgeliungertcn Volke seinen Leichnam anbietet, und
zur Standhaftigkeit auffordert. Dieses Gemälde, welches der Pfinz
von Oranien um gngo I]. kaufte, erregte ausserordentlichen Beifan,
und man datirte davon den Beginn einer neuen Periode der Kunst
Von dieser Zeit an war Wappers ein gefeierter Meister. und e,
schlossen sich mehrere junge liünstler an ihn an. mitdem Entschlusse,
auf gleichem Wege zum Aufbliihen der Vaterländischen hunst zu
wirken. Unter den vielen nennen wir J. L. Dijckmans, J. J. Delin,
du Jardiii, E. Sliiigencyer, J. Meynne, H. Gi-egoir, J. H. van d,
lmar, E. van Maldeglieiii etc. Alle diese Künstler bearbeiteten
nach dein Vorliilde des Meisters mit Vorliebe die Vaterländische
Geschichte, ohne die heilige Ueberlieferung auszuschliessen, "so
dass sich durch Wappers eine eigentliche belgische Ilistorienma-
lerei bildete, neben welcher das höhere Genre in eben so ei-freu.
lieber Weise gßtlßilllß. Ein grosses Gemälde aus dem biblischen
lireise. welches Wappers 1855 in Brüssel zur Ausstellung brachte,
stellt die Grablegung Christi dar, welche H. Wanderschrik für die
St. Michaelskirche in Löwen bestellte. Die Handlung geht in gi-
ner dunklen Grotte vor, und nur auf den Leichnam und die ihn
tragenden beiden Jünger fällt ein effektvolles IrlChlI. Dieses Bild
ist ergreifend durch den hohen Ernst in der Stimmung, und die
grosse Wahrheit der Darstellung. Eine Meisterhand hat hier mit
keckem Pinsel gewaltet. Der König ertheilto dem huiistler bei der
Ausstellung den Leupoldsorden. Ein anderes Altarbild von gi-Osser
Ausrlehnung ist in der Jesuitenkirche zu Antwerpen, die Madonna
auf Wolken von En elirumgeben, wie sie dem Stifter des Jesui.
teiiordeiis das Seapiiälier ertheilt. Unten stehen Verelirende; ein
Fürst mit seiner Gemahlin, ein Greis von seiner Familie umgeben
etc. Dieses Hauptaltarbild zeigt, dass Wappers auch sentimental
seyn kann , was sonst bei ihm nicht der Fall ist.
Im Palais de la Nation zu Brüssel sieht man im Vestibuie gei-
Schlacht von Worringen (1288) von de Keyzer gegenüber eine
Seene aus den Scptembertagen von 1850, eines der grössten und
bedeutendsten Werke der neueren Zeit. Die Handlung spielt auf
dem grosscn Platze vor dein Ratllhatlse z" Brüssel, wo die Frei-
heitsberauschte Masse sich znsaiiimendrängt, und die Proclamagißn
vom 2.1. September jubelnd vernimint, nachdem sie vom fernen
Gemetzel herbeigeäti-öiiit war. Genauer beschrieben ist dieses 1e-
bendige Bild der schrecklichen WVii-klichkeit im Iiunstblatt 1335
S. 397. Hier ist alles zu bewundern, und Wappers steht als Volks-
nialer unübertroffen da. Der ungcheuere Drang einer Volksmasge,
die wenige Minuten vorher im verzweifelten Iiampfe lag, den Tod
verachtete, die Seufzer der Sterbenden nicht hörte, jetzt in Sir-g
und ilolliiuiig auljauchzt, in uiigeinesscnen Leidenschaften zum