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Susanna.
Verbruggen ,
Verbrugh ,
Jan.
Vßrbrllggßn, 8115311113, Kupferstecherin, ist nach ihren Lebens-
Verhältnissen unbekannt. Sie soll nach S. a Bolswert eine M3.
donna, und nach A. van Dyck ein Christusbild copirt haben.
Verbrugh oder Vanbrugh, auch Vanburgh, Jan, Architekt,
stand unter der Regierung der Königin Anna von England im
höchsten Ansehen, und führte die colossalsten Bauten. Ob in Eng-
land geboren, oder ob er aus Holland dorthin gekommen, ist uns
eben so unbekannt, wie seine Schule. So viel ist indessen gewiss,
dass der Künstler keinem strengen Systeme huldi te, sondern nur
seiner ausschweifenden Phantasie folgte, welche alle Stylarten mit
einander vermischte, und Formen über Formen häufte. Den-
noch fand er ungemessenes Lob. James Adam, The Works in
Architecture London 1775, nennt seinen Chev. John Vanburgh
ein Genie erster Classe, dessen abwechselnden, reizenden, prunlh
vollen Styl kein neuerer Meister übertroffen habe. Adam glaubt
nur das Vorurtheil habe den Stab über diesen grossen Mann ge:
brechen. Diesen Vorwurf wälzt der genannte Schriftsteller auf
Pope, Swift und Evans, welche ihm Mangel an architektonischer
Bildung vorwerfen, und durch ihre Critiscn ihn zuletzt um die
Aufträge der Iirone brachten. Die Spötter seiner Zeit sagten. Van
brugh müsse die Regeln der Baukunst in der Bastille studirt 1,a_
ben, worin er einige Zeit gefangen sass, indem er diese Burg
stets zum Muster genommen habe. Auch Walpole und Fiorino
gehen dem Künstler scharf zu Leib, indem sie ihm jeden Begriff
von VVissenschaft, Verhältniss und Eintheilung absprechen. Nach
der Behauptung dieser Schriftsteller hättenVerbrugli keine andere
Absicht ehabt. als Steinmassen aufzuthurmen, und grosse Plä_
tze zu üierbauen, wobei er regellos verfuhr, und eine Musteb
harte aller Jahrhunderte aufstellte. Seine Architektur ist jetzt bei
den Engländern verrufen.
Verhrugh ist der Erbauer von Blenheim und Howard Gast],
welche Adam als grosse Vorbilder der Baukunst erklärt. Urige:
heuer sind diese Bauten wohl, aber keine Muster des guten Styis.
Der Palast in Blenheiiu, woinit die Nation den grossen Mai-Ihm
rough beschenkte, ist aus mehreren einzelnen. den Antiken nach
gebildeten Gebäuden zusammengesetzt, die mehr nur neben eim
ander, sondcrn_auch auf einander gestellt erscheinen, und alle:
großartigen Einheit erinaugeln. Die über den Gesimsen und Gib
eln sich erhebenden kastenartigeu Aufsätze unterbrechen die LL
nien, und bilden störende kleinliche Massen. Blenheim erscheint
aber nicht mehr in der ursprünglichen Gestalt. Es hat zu Anfang
unser! Jahrhunderts, und schon früher, Veränderungen erlitten
so wie Howard Castle, welches eine 600 F- lange FaQafle hat, unä
in demselben überladenen Style errichtet ist. Dann hält man den
Verbrugh auch für den Erbauer des grossen QueenH-Theati-e in
London. welches aber andere dem Ch. Wren zuschreiben. Diese,
Theater erlitt seit 1790 mehrere Aenderungen, und das Aeusure
erhielt 1818 nach dem Plane des Architekten Nash die jetzige Ge_
stalt. Auch Claremont-House hatte Verbrugh gebaut. Diese gros,
sen Gebäude besass ursprünglich der Graf von Clare, der naehhe,
rige Duke uf Newcastle, welcher im Parke einen Berg aufthürmen
liess, woher der Name Claremont komnn. Ein gpätercrlßcsitzer.
Lord Clive, liess das Gebäude modernisiren, so dass es die ur.
eprüngliche Ansicht verlor. Die Hrrche in Easthury (Dorset), und
der Tempel der Venus in Stowe zeigcnmoch die alte Anlage, spre.
chcii aber nicht zu Gunsten ihres Architekten.