W95.
Vogßl 9
Ludwig
oder
Georg
Ludwig.
sich bei C. Gessner im Oelmalen. Damals zog ihn besonders die
landschaftliche Natur an, welche er in Zeichnungen mit Figuren
und Thieren belebte. Von zwei Bildern in Oel, Welche er 1807
ausfiihrte, stellt das eine einen schmauchenden Gemsjäger, das
andere einen bärtigen Greis mit seinen Enkeln an der Hütte dar.
Die Motive entnahm er der Natur, und brachte so viel Treuher-
zigkeit und Wahrheit lll die Darstellung, dass endlich der Vater
glaubte, er miisse den Sohn die Alsaclemie beziehen lassen. Vogel
begab sich zu diesem Zwecke 1808 nach VVienL war aber noch
nicht Willens, der Znckerbiickerci zu entsagexi, weil er glaubte,
die Schwierigkeit der Kunst nicht besiegen zu können. Erst nach
einem Jahre, nachdem er Proben audallender Fortschritte eingc.
sandt hatte, glaubte der Vater selbst, dass sich der Sohn der Ma-
lerei ausschliesslich widmen sollte. Der junge Vogel entschied
sich aber erst nach reifer Üebcrlegung für den neuen Beruf, welchen
ihm das akademische (maschinenmässige) 'I'reibexi der für infallihel
sich haltenden Professoren gerade nicht erfreulich machten. Allein
es gab damals rüstige Talente, welche es wagten, den pedautischen
Zwingherrexi trotz aller Weigerungen den Gehorsam aufzukündexi,
und ihre eigenen Kräfte zu versuchen. Wie sehr ihnen dieser ge-
lang, haben wir bereits im Artikel eines Overbeck, Pforr u. s. w.
bemerkt, und an diese Meister schloss sich auch Vogel an. Sie
wurden aber angefeindet, weil sie den Weg der Natur gingen
und die Spuren der grossen alten Meister verfolgen wollten. Man
verwies sie zuletzt von der Akademie, und als endlich in Folge
der Hriegsunruhen auch die Gallerie oft lange geschlossen blieb,
gingen sie 1810 nach Rom, wo ihnen bald grosse Aufmerksamkeit und
Aufmunterung zu Theil wurde. Im Jahre 1811 kam auch der gleich-
gesinnte P. Gornelius dahin, und bei solchem kräftigen Zuwachse
eilte die Reformation der liunst unaufhaltsam zum Ziele. Die ge-
nannten Künstler waren unzertrennliche Freunde, die Schöpfer
einer eigenen, idealen, schönen Kunstwelt. Sie lasen Dante, diß
Nibelungen und verwandte Dichter, zeichneten nach dem lebenden
Modelle und nach der Antike, studirten die Werke liafaePs und
seiner Vorgänger, und schufen Werke, welche man als etwas d"
damaligen liunsl Fremdes anstaunte, und belächelte. Vogel malte
zwar in Rom wenig; aus jeneHZcit stammt aber das gßfiihmte
Bild der Heimkehr der Schweizer aus der Schlacht von Nlorgar-
tzen 1'515. Göthe, Kunst und Alterthum I. 2. S. 45., spendet die.
.sem Gemälde grusses Lob. Es gefiel ihm die reiche poetische Er-
Hitdung, der belebte Ausdruck, das eigenthiimliche Nationale in
Gestalt und Gesichtszügen der Figuren. Die Reinlichkeit und
die fleissige Ausarbeitung erinnerten ihn an BreughePs Zeit und
Kunst. An dieses Bild reihen sich mehrere andere reiche Cum-
positionen, welche alle der Vaterländischen Geschiche, der heroi-
scben Zeit der Schweiz und ihrer urkriiftigen Naturenrntnommen
Sillfl. Doch riss ihn Anfangs seine lebendige Imagination zu üben
triebenen Gestalten hin', er legte aber diesen Fehler nach etlichen
Jahren wieder ab. Seine Formen sind indessen immer schart aus-
geprägt, und von plastischem Charakter. Die Studien machte er
nach seiner 1815 erfolgten Heimkehr ins Vaterland lll Geschichts-
werken, im Volke, in Zeu häuserxi, in der VVolxnung des Reichen
und. in der Bauernhütte. ilr lebt noch immer _un Mittelalter, um]
durchwandert es tleissig und gefühlvoll. In seinen Werken findet
man nichts von neuer liunst und Technik. Sei es nun ein lliSto-
riaches Bild, eine Volksscene oder eine Landschaft, Alles ist lleis-
sig und kindlich gemalt, wie man es vor 3300 Jahren tliat. Vogel
ist auch nur in seinem Vaterlandc ein Künstler von Bedcutun g,
im Ganzen untergeordnet.