Volltext: Veit, Ph. - Vouet (Bd. 20)

die Auszeiehnun zu Theil werden liess, sein eigenes Bildniss der 
Sammlung der äortraits ausgezeichneter Meister in der Tribune 
der llorexitiilischen Gallerie emzuverleiben. Der Gelehrte G. Batt. 
Giuliano in Rom schrieb eine eigene Abhandlung über das Ge- 
mälde des Dante: La divina eommedia di Dante Allighieri, dipintu 
del Sig. Carlo Vogel di Vogelstein. Discorsu del P. Giamb. Gin- 
lianu (C. B. Somasco), Prof. di Filusoliil nel Coll. Clementiuo. 
Ruma 1844. Diesem interessanten Schriftchen ist eine radirte Zeich- 
nung des Bildes beigegeben. Dann malte "Vogel von Vogelstein 
Während seines zweiten Aufenthaltes in Italien auch ein schönes Bild 
des hl. Carolus Borromäus, wobei er alte Bilder und Statuen und die 
Todtenmaske zum Studium nahm. Dieses Gemälde kann nach Deutsch 
land zurück, und befindet sich jetzt in der Hauseapelle des Baron von 
Richthofen zu Breslau. Ganz besonderen Beifall fand aber ein 
grosses und herrliches-Bild aus jener Zeit, _welehes unter dem Na- 
men der Miirterin bekannt ist. Wir sehen an einem mit Eisen- 
stäben umgitterten Fenster eine weibliche Gestalt von hoher 
Schönheit. Zur Christin bekehrt schmaehtet sie im Gefängnisse, 
aber ein heiliges Pfand knüpft sie noch an die Erde. Die Wär- 
terin hat das liind zum Iierkerfenster empor gehoben, und es um- 
fasst mit dem Aermchen den Hals der im namenlosen Schmerz har- 
renden Mutter; Der Ausdruck der Mutterliebe des mit Thriinen 
benetzten, edlen Gesichtes der jungen Mutter, und das Mitleiden 
in den Ziigen der am Gitter stehenden VViirterin des jiehliehen 
Kindes sind rührend und ergreifend. Das erste Bild dieser Art he- 
sitzt der Grossherzog von Florenz, und das zweite H. v. Soudienku 
in IiieFF. Auch etliche kleinere Bilder malte Vogel in Italien. wel- 
che ebenfalls ihre Bewunderer fanden. wie die Muse des Tasse, 
und zwei häusliche Seenen aus Rom und Serentu. 
Nach seiner Ankunft in Dresden fuhr Vogel von Vogelstein 
fort, dem grössten italienischen Dichter seine Verehrung zu be- 
zeugen, und ging zunächst an ein Doppelbild, welches dem poe- 
siereichen Inhalt des fünften Gesanges des Inferno. entlehnt ist. 
Auf dem einen Bilde führt uns der Künstler auf den düstern, grauen- 
vollcn Schauplatz der Hölle, wo durch den dunklen, zerrissenen 
Luftkreis Stürme brausen, und die Schatten derer, die im Leben der 
Macht ungezügelter Leidenschaften verfallen waren, unstät hin und 
zuriiclsgetrieben werden. Inmitten der erschütternden Darstellung se- 
hen wir den Hau tgegenstand des DIClILWCPliGS, Franeesca di lii- 
mini und ihren Geliebten Paulo Malatesta, welche, gleichzeitig durch 
.einen Tudesstossvom Leben getrenntund dem dunklen Verhängnisse 
verfallen, vereint von den Stürmen uinhergetriebexi aufwärts schwe- 
ben. Francesca richtet den grainerfüllten Blick auf Dante, und 
dieser sinkt neben Virgil erschüttert zu Boden. Der Künstler ist; 
hier tief in den Geist des Dichters eingedrungen, und hat dessen 
düstere Scenen mit ergreifender Wahrheit dargestellt. Das Gegen- 
stück atlnnet aber Friede, Unschuld und Ruhe. Francesca badet 
am waldbewachsenen Felsenhang , und steigt in vollem Liebreize 
aus den Wellen empor. Die ganze Umgebung athmet Frieden. 
liein Lufthauch bewegt das Laub, Blumen spriessen am" Wasser, 
und Rehe weiden in der Nähe. Dieses schöne Bild erinnert an 
die Werke der bessten älteren Meister, welchen Vogel überhaupt 
nachstrebte; unbekümmert um die neue Bravourmalerei. Als Ge- 
genstück zu Dante am Grabe der Beatrice wählte er später Scenen 
aus Gütheüs Faust, welche in ähnlicher Einfassung erscheinen, wie jene 
aus der göttlichen Coinötlie in der Gallerie des Pitti. Von Beiden W er- 
kcn existircn kleinere Wiederholungen, und eine Beschreibung in
	        
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