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Vogel
VOD
Vogelstein ,
Carl
Christian.
aber auch nach der Natur allerhand Gegenstände, Portraits, Land-
schalten, Blumen in Aqarell u. s. w. Von 1804 an besuchte eg.
die Akademie in Dresden, wo er schon als Jüngling durch treu
und genial aufgefasste Portraits Aufmerksamkeit erregte. Das Bild-
niss des Sprachgelehrten Lindner, Iiniestücla in Oel, fand allge-
meinen Beifall, indem der junge Künstler die Individualität so fein
und wahr aufgefasst, und das Bild so künstlerisch durchgeführt hatte,
wie es lIVjCDBP Zeit selten vorkam. Er gab auch in einigen vor-
nehmen Häusern Unterricht im Zeichnen, zuletzt im Hause de;
Landrathes Baron von Löwenstein aus Lievland, wo im Leben
des Künstlers ein günstiger Wendepunkt eintrat. Im Jahre 1307
kehrte der Baron nach Russland zurück, da der Gemahl der zwei.
tcn Tbchter, Chevalier und nachmals Grafßray, als k. bayerische;-
Gesandter nach St. Petersburg versetzt wurde. B. v. Löwenstern
forderte den Künstler auf, mit ihm die Reise anzutreten, was fin-
Vogel um so erfreulicher war, als er die Unmöglichkeit erkannt
hatte, wederlvom Staate noch durch seine Aeltern in den Stand
gesetzt werden zu können, seine Studien in_ Italien zu verfol-
gen. In Russland konnte er aber Gelegenheit finden, das Bei-
segelt] zu erwerben, und somit reiste Vogel im Herbst 1307 in
der vollsten Hoffnung auf besseres Glück nach Memel, wo er mit
der Familie Löwenstern zusammentraf, welche zunächst ihre Gütgr
dioclienhausen, Stockmanshtiff und WVolmarshoff besuchte, und im
November des genannten Jahres nach Dorpat sich begab, wo Vn.
gcl den Winter zubrachte. Hier setzte er den Unterricht der bei-
den jüngeren Töchter des Baron fort, und malte auch verschiß-
ilcne Bildnisse angesehener Personen, wozu sich leicht Gelegen-
lieit bot, da die ausgezeichnete Familie, namentlich die Frau
Landräthin von Lövvenstern durch ihre grossen Gaben des H".
zens und des Geistes, wo sie sich nur immer aufhielt, stets die
interessantesten und ausgezeichnetsten Personen um sich versam-
melte. Sie gehörte zu den geistreichsten Damen deutscherßildung,
Alles Gute und Schöne fand durch sie bereitwillige Unterstützung.
und Vogel's Herz ist noch voll von dankbaren Erinnerungen an die"
liebenswürdige Dame. Im Frühjahr 1808 begab sich die Familie
Lüwenstern nach St. Petersburg, und C. "Vogel folgte nach eini-
gen Wochen nach, da ihn seine Arbeiten länger zurückhielten,
In St. Petersburg richtete sich der Künstler selbstständig ein, in.
dem er im fürstlich Gagarinßchen Palais eine kleine Vvülllillno
fand. Die Familie Löwcnsterlt, so wie Graf Bray suchte ihn aber;
nach Kräften als Portraitmaler zu empfehlen, zunächst durch da,
Bildniss des Grafen, welchen er in ganzer Figur unter Naturgrijsse
gemalt hatte. Durch den bayerischen Gesandten machte er unter
andern auch die Bekanntschaft des französischen Ambassadeur Mr,
Wde Colincourt, dessen Portrait er malte , so wie die Bildnisse von
vielen Bekannten desselben, unter welchen sich auch jenes des
berühmten Grafen Joseph de lVIaistre befindet. Es gefiel e.
mein, und machte dem Künstler einen Namen in der höheren äe.
scllschaft, in Fol e dessen er bis zu seiner Abreise im Juli 1312
unausgesetzt besciliäftiget war. Zu jener Zeit wurde in Oranien-
baum ein russischer Kriegskutter für den Grafen Btay und den
k. sächsischen Gesandtschafts Attache Grafen Bon in Bereitschaft
gesetzt, und Vogel vun Vogelstein erhielt durch den GrafenlSolty
hell", dessen Portrait er kürzlich gemalt hatte, glücklicher VVeise
die Erlaubniss, mit dieser Gelegenheit nach Deutschland zurück.
kehren zu dürfen. Jetzt war der Künstler am Ziele seiner heissen
Wünsche. nämlich Italien zu sehen, und die Vverke dei- gi-nssen
Meister des Landes zu schalten.