Volltext: Veit, Ph. - Vouet (Bd. 20)

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Visscher , 
Corn elis 
trat er als selbstständiger Meister auf, und nahm den Ruhm für. 
sich allein in Anspruch. Man reichte ihm lange die Palme der 
Kupferstechcrkunst, selbst vor G. Edelink und (j. Audran, welche 
aber nicht geringer zu stellen sind, da sie eigenthiiinliche "Vorzüge 
besitzen, die selbst der berühmte Vissclier nicht immer erreichte. 
Als tüchtiger Zeichner hatte er ein originelles Verfahren, indem 
er die malerische Behandlung derNatlel mitder feinsten Grabstichcl- 
fiihrung in wunderbaren Einklang brachte. In der fast täuschen. 
den Nachahmung dessen, was die Maler Duijchsichtigheit der 
Farbe und Ivlelldunkel nennen, hat Visscher noch keinen gefiihn 
liehen Nebenbuhler zu fürchten. Seine Bilder zeigen vielmehr die 
Geschmeidigkeit des Pinsels, als die Härte des Grabstichels. Auch 
wenn er den letzteren allein anwendet, ist alles so leicht und breit 
und mit solchem Gcschmacke behandelt, dass seine Blätter eine 
wahre Augenweide gewähren. Er erreichte (liess durch eine aus. 
serordeutliche Reinheit und Schärfe des Striches, bei grosser Ein- 
fachheit der Lagen, und oft bei fast zu hellen Reflexen. Doch 
zeigt sich seine eigenthumlicheGrösse nur in der Nachahmung 
holländischer Meister", weniger in den Stichen nach Werken ila- 
lienischer Maler, da er sich dein gewählteren Style nicht in dem 
Grade fügen konnte, wie seiner heimatlichen liunstwcise. Wahre 
Mcisterstiiclie sind aber seine Bildnisse des G. de Rycli, d. Von- 
del, P. Scriverius, G. de Bouma, Deonyszoon Wiuius, J. de 
Paep etc., ferner die Iiuchenbäclaerin, der Rattengiftverkiiufer, der 
Leyermann, die Trinker in der Schenke, die grosse Iiatze ein 
Der gR-össere Thcil seiner Jilütterlist nach holländischen MQR_ 
stern gestochen, der Kkleinere nach eigener Erfindung, worin Sich 
ebenfalls der Geschmack der niederländischen Schule kund. gib; 
Seine Zeichnungen, gewöhnlich in Kreide und Tusch ausgeführt, 
sind sehr schön und geistreich. Auch in Oel hatte er gemalt, 
seine Bilder sind aber äusserst selten. B. vandiynden sah nur 
ein einziges Gemälde von ihm. Ein Verzeichniss seiner Blätter, 
von Hecquet geordnet, findet man iin Anhangs des zweiten ßan. 
des des Dictionnaire des Graveurs, par F. Basan. Paris W67. Im 
vierten Jahrgange des Cabinet de Pamateur etc. par C. Piot et F. 
_Villot. Paris 1846, ist ein Catalogue raisonnc des estampes qui 
forment Pocuvre de C. Visscher, par W. Smith. Unser gegen- 
wärtiges Verzeichniss ergänzt die Lücken, welche Hecquet gelas. 
sen hat, und bestimmt die Druckverschiedenheiten, welche he. 
ziiglich der Preise entscheidend sind. Wir lazibcn auch älterer und 
neuere Aulitionspreise hinzugefugt , um uber _den Werth der 
Blätter Anhaltspunkte zu geben. Sie wurden friiher sehr theuei- 
bezahlt, hatten theilweise einen enormen Preis, besonders in Ab. 
drücken vor der Schrift. Auch noch gegenwärtig stehen die gut 
ten und seltenen Abdrücke in hohen Preisen , da sie seit 
einigen Jahren gestiegen sind. Dcsswegen "haben wir auf die 
Ausarbeitung dieses Wlerzeichnisses grosse Muhe verwendet, du 
Basan und Hecquet nicht genügen, obgleich sie "gewohnlich ei- 
tirt werden. Die alte Numnierirung haben wir indessen aiis in. 
iieren Griinden nicht beibehalten, wohl aber die Nuiniiierir in ( ) 
gesetzt. Viele Preisangaben und Abdruczltsbestiininuiiigen sind aus 
WeigePs,[iunstkatalogen genommen. Dieser Iieniier und Schrift- 
steiler hat über C. Visscher reiche Notizen gesammelt, so dass 
wahrscheinlich eine eigene Monographie in Aussicht steht, da der 
(Iatrilog von W. Smitli zu wenig zugänglich , und" auch nicht er- 
schöpfend ist. Unser Verzeichniss dürfte den Freunden der Iin 
plerstctwherkunst nicht ohne Interesse seyn, dii es liiisher an einem 
genügenden Werke tlieser Art gefehlt hat. Der Raum gestattete 
indessen keine ausführliche Beschreibung der Blätter.
	        
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