384
Visscher ,
Corn elis
trat er als selbstständiger Meister auf, und nahm den Ruhm für.
sich allein in Anspruch. Man reichte ihm lange die Palme der
Kupferstechcrkunst, selbst vor G. Edelink und (j. Audran, welche
aber nicht geringer zu stellen sind, da sie eigenthiiinliche "Vorzüge
besitzen, die selbst der berühmte Vissclier nicht immer erreichte.
Als tüchtiger Zeichner hatte er ein originelles Verfahren, indem
er die malerische Behandlung derNatlel mitder feinsten Grabstichcl-
fiihrung in wunderbaren Einklang brachte. In der fast täuschen.
den Nachahmung dessen, was die Maler Duijchsichtigheit der
Farbe und Ivlelldunkel nennen, hat Visscher noch keinen gefiihn
liehen Nebenbuhler zu fürchten. Seine Bilder zeigen vielmehr die
Geschmeidigkeit des Pinsels, als die Härte des Grabstichels. Auch
wenn er den letzteren allein anwendet, ist alles so leicht und breit
und mit solchem Gcschmacke behandelt, dass seine Blätter eine
wahre Augenweide gewähren. Er erreichte (liess durch eine aus.
serordeutliche Reinheit und Schärfe des Striches, bei grosser Ein-
fachheit der Lagen, und oft bei fast zu hellen Reflexen. Doch
zeigt sich seine eigenthumlicheGrösse nur in der Nachahmung
holländischer Meister", weniger in den Stichen nach Werken ila-
lienischer Maler, da er sich dein gewählteren Style nicht in dem
Grade fügen konnte, wie seiner heimatlichen liunstwcise. Wahre
Mcisterstiiclie sind aber seine Bildnisse des G. de Rycli, d. Von-
del, P. Scriverius, G. de Bouma, Deonyszoon Wiuius, J. de
Paep etc., ferner die Iiuchenbäclaerin, der Rattengiftverkiiufer, der
Leyermann, die Trinker in der Schenke, die grosse Iiatze ein
Der gR-össere Thcil seiner Jilütterlist nach holländischen MQR_
stern gestochen, der Kkleinere nach eigener Erfindung, worin Sich
ebenfalls der Geschmack der niederländischen Schule kund. gib;
Seine Zeichnungen, gewöhnlich in Kreide und Tusch ausgeführt,
sind sehr schön und geistreich. Auch in Oel hatte er gemalt,
seine Bilder sind aber äusserst selten. B. vandiynden sah nur
ein einziges Gemälde von ihm. Ein Verzeichniss seiner Blätter,
von Hecquet geordnet, findet man iin Anhangs des zweiten ßan.
des des Dictionnaire des Graveurs, par F. Basan. Paris W67. Im
vierten Jahrgange des Cabinet de Pamateur etc. par C. Piot et F.
_Villot. Paris 1846, ist ein Catalogue raisonnc des estampes qui
forment Pocuvre de C. Visscher, par W. Smith. Unser gegen-
wärtiges Verzeichniss ergänzt die Lücken, welche Hecquet gelas.
sen hat, und bestimmt die Druckverschiedenheiten, welche he.
ziiglich der Preise entscheidend sind. Wir lazibcn auch älterer und
neuere Aulitionspreise hinzugefugt , um uber _den Werth der
Blätter Anhaltspunkte zu geben. Sie wurden friiher sehr theuei-
bezahlt, hatten theilweise einen enormen Preis, besonders in Ab.
drücken vor der Schrift. Auch noch gegenwärtig stehen die gut
ten und seltenen Abdrücke in hohen Preisen , da sie seit
einigen Jahren gestiegen sind. Dcsswegen "haben wir auf die
Ausarbeitung dieses Wlerzeichnisses grosse Muhe verwendet, du
Basan und Hecquet nicht genügen, obgleich sie "gewohnlich ei-
tirt werden. Die alte Numnierirung haben wir indessen aiis in.
iieren Griinden nicht beibehalten, wohl aber die Nuiniiierir in ( )
gesetzt. Viele Preisangaben und Abdruczltsbestiininuiiigen sind aus
WeigePs,[iunstkatalogen genommen. Dieser Iieniier und Schrift-
steiler hat über C. Visscher reiche Notizen gesammelt, so dass
wahrscheinlich eine eigene Monographie in Aussicht steht, da der
(Iatrilog von W. Smitli zu wenig zugänglich , und" auch nicht er-
schöpfend ist. Unser Verzeichniss dürfte den Freunden der Iin
plerstctwherkunst nicht ohne Interesse seyn, dii es liiisher an einem
genügenden Werke tlieser Art gefehlt hat. Der Raum gestattete
indessen keine ausführliche Beschreibung der Blätter.